Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Fürsorgliche Urmenschen

Geschichte|Archäologie

Fürsorgliche Urmenschen
Schon die Urmenschen vor etwa 500.000 Jahren kümmerten sich um gebrechliche Familienmitglieder. Zu diesem Schluss sind spanische Forscher gekommen, nachdem sie den Beckenknochen und ein Wirbelsäulenfragment eines Vertreters der Art Homo heidelbergensis untersucht hatten. Mit 45 Jahren sei der Mann für damalige Verhältnisse außergewöhnlich alt geworden. Höchstwahrscheinlich habe er einen Buckel und schlimme Rückenschmerzen gehabt und damit nicht mehr zum Jäger und Sammler getaugt, sagen die Wissenschaftler. Dennoch hätten ihn andere Gruppenmitglieder offensichtlich geschätzt und ihre Nahrung mit ihm geteilt, denn als allein auf sich gestellter Invalide hätte er wohl kaum so lange überleben können.

Der Beckenknochen und ein Teil der unteren Wirbelsäule des Urmenschen, dem die Forscher um Alejandro Bonmatí von der Complutense University in Madrid den Spitznamen ‚Elvis‘ gaben, waren bereits 1997 bei Ausgrabungen im spanischen Atapuerca befunden worden. Elvis gehörte zu der Hominiden-Art Homo heidelbergensis, die als Jäger und Sammler in Europa und Afrika vor etwa 600.000 bis 200.000 Jahre lebten und als Vorfahren der Neandertaler gelten.

Den Analysen der Forscher zufolge war Elvis in den guten Zeiten seines Lebens ein kräftiger Mann. Bei 1,70 Meter Körpergröße brachte er etwa 90 Kilogramm auf die Waage. Auf seine alten Tage war er dann allerdings in keiner guten Verfassung mehr: Er hatte einen verschobenen Wirbel und Knochenwucherungen, was fürchterliche Schmerzen ausgelöst haben dürfte, sagen die Forscher. Wahrscheinlich habe Elvis zudem einen Buckel gehabt und möglicherweise einen Krückstock benötigt. Da er nicht mehr in der Lage war, selbst zu jagen oder große Lasten zu tragen, sei er auf die Fürsorge der anderen Gruppenmitglieder angewiesen gewesen.

Den Forschern zufolge zeigen diese Ergebnisse, dass schon die Gemeinschaften des Homo heidelbergensis schwache Gruppenmitglieder nicht im Stich ließen, sondern für sie sorgten, obwohl sie nicht mehr direkt zur Nahrungsgewinnung beitrugen. „Vielleicht verfügte Elvis über kostbares Wissen, das für das Überleben der Gruppe wichtig war. Das spricht für eine Gemeinschaft mit stark entwickelten sozialen Bindungen“, kommentiert Alejandro Bonmatí.

Alejandro Bonmatí (Complutense University, Madrid) et al.: PNAS, Onlinevorabveröffentlichung vom 11.10.2010 dapd/wissenschaft.de – Martin Vieweg
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Dossiers
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Bot|tle|neck  auch:  Bott|le|neck  〈[btlnk] m. 6; Mus.; bes. Reggae〉 Form des Gitarrenspiels, bei der ein Metall– od. Hartplastikhut über einen Finger der Griffhand gestülpt u. an den Saiten entlanggeführt wird, wodurch ein anhaltender, hoher Ton (ähnlich dem einer ”singenden Säge“) erzeugt wird … mehr

ve|ne|risch  〈[ve–] Adj.〉 1 den Geschlechtsverkehr betreffend 2 〈Med.〉 durch Geschlechtsverkehr übertragbar … mehr

Dif|fe|ren|zi|al|rech|nung  〈f. 20; unz.; Math.〉 Teilgebiet der höheren Mathematik, das mit Differenzialen arbeitet; oV 〈fachsprachl.〉 Differentialrechnung … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige