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Sprachbarrieren in der Mimik

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Sprachbarrieren in der Mimik
Emotionale Gesichtsausdrücke sind wohl doch nicht die Universalsprache zwischen allen Kulturen, für die sie bisher gehalten wurden: Zumindest Asiaten haben große Schwierigkeiten, bestimmte Gesichtsausdrücke zu unterscheiden, haben Forscher jetzt gezeigt. Sie verwechseln häufig Angst mit Überraschung und Ekel mit Ärger, während Europäer keine Schwierigkeiten haben, diese Emotionen korrekt zuzuordnen. Dahinter stecken grundlegend verschiedene Strategien beim Anschauen von Gesichtern: Menschen aus westlichen Kulturkreisen betrachten sowohl Augen- als auch Mundpartie, während sich Ostasiaten fast ausschließlich auf die Augen konzentrieren ? und so wichtige Informationen, die über die Mundpartie vermittelt werden, einfach nicht wahrnehmen.

Ärger, Angst, Ekel, Überraschung, Freude und Trauer ? diese sechs Emotionen gibt es unabhängig von der Kultur überall auf der Welt. Da es für das menschliche Miteinander extrem wichtig ist, anderen diese Gefühle zu vermitteln und sie auch beim Gegenüber zu erkennen, galt auch die Mimik, mit der sie ausgedrückt werden, als universell: Ein freudiger Gesichtsausdruck, so die Annahme, werde von Angehörigen jeder Kultur sofort erkannt. In letzter Zeit häufen sich allerdings die Hinweise darauf, dass der Zusammenhang wohl doch nicht ganz so simpel ist: Speziell zwischen Angehörigen der westlichen Kulturkreise und Asiaten gibt es immer wieder Missverständnisse beim Interpretieren von Emotionen, vor allem bei den negativen wie Angst, Ärger und Ekel.

Dahinter steckt offenbar eine kulturspezifische Eigenheit der Asiaten beim Dekodieren von Gesichtsausdrücken, die ihnen für bestimmte Emotionen mehrdeutige Ergebnisse liefert, legt die neue Studie nahe. Die Forscher hatten dazu 13 Europäern und 13 Asiaten ? Chinesen und Japanern ? standardisierte Bilder von Gesichtern mit unterschiedlichen Ausdrücken gezeigt: den sechs Basisemotionen und einer neutralen Miene. Während die Europäer keine Schwierigkeiten hatten, die Gefühle korrekt zuzuordnen, bereiteten den Asiaten vor allem die Ausdrücke für Angst und Ekel Probleme. Warum das so war, entdeckten die Forscher, als sie die Augenbewegungen der Probanden aufzeichneten: Die Europäer ließen ihren Blick gleichmäßig über das gesamte Gesicht schweifen, die Asiaten hingegen fixierten fast ausschließlich die Augenpartie.

Berücksichtigt man jedoch nur die Augen, ähneln sich die Ausdrücke für Angst und Überraschung sowie Ekel und Ärger sehr stark, zeigte eine weitere Analyse. Die Informationen, die die Asiaten erhalten, sind demnach nicht eindeutig, und sie erkennen Angst und Ekel so schlecht, weil sie sie mit Überraschung und Ärger verwechseln, so das Fazit der Forscher. Die Fixierung auf die Augen spiegelt sich übrigens auch in den in Asien gebräuchlichen Emoticons wider, wie sie in SMS und E-Mails eingesetzt werden: Bei den Europäern vermitteln : ) und : o Freude und Überraschung, bei den Asiaten stehen ^.^ und O.O für diese Emotionen.

Rachael Jack (Universität Glasgow) et al.: Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2009.07.051 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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