d’Errico hat zusammen mit Marie Soressi vom französischen Archäologieinstitut Inrap in Amiens hunderte schwarze Manganpigmentstücke in zwei Ausgrabungsorten im französischen Pech de l’Azé gefunden. „Die Klumpen sind typischerweise fünf Zentimeter lang und einen Zentimeter breit“, sagt die Wissenschaftlerin, die bisher am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig forschte, gegenüber wissenschaft.de. Damit haben sie die Form von Stiften, mit denen der Neandertaler Linien ziehen konnte. Dass er diese Linien auf der Haut gezogen haben muss, haben d’Errico und Soressi mit einem Experiment nachgewiesen. Sie besorgten sich frische Pigmentstücke und zogen damit Linien auf Stein, Holz und Haut. Die Abriebstellen der Pigmentstücke untersuchten sie dann unter dem Mikroskop. „Der Abrieb bei Haut war wie bei den Fundstücken“, erklärt Soressi.
Ihr Kollege stellt nun die These auf, dass Neandertaler auf eine rudimentäre Weise sprechen konnten, wenn sie bereits mit dem Make-Up über eine Symbolsprache verfügten. Denn um ihre Körperbemalung an andere Neandertaler weiterzugeben, müssten sie Technik und Bedeutung der Symbole erklären. Und das ginge nur über die Sprache, meint d’Errico. Seine Kollegin Soressi ist da vorsichtiger: „Waren das denn richtige Symbole?“, fragt sie. „Wir wissen nicht, was die Neandertaler gemalt haben.“ Bekannt ist bislang, dass der Neandertaler über die genetischen Voraussetzungen zum Sprechen verfügte. Ob und wie er sich artikulieren konnte, ist indes unter Forschern umstritten.