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Zwerge auf Palau

Geschichte|Archäologie

Zwerge auf Palau
Auf einer der Palau-Inseln im Pazifik haben Forscher die Überreste kleinwüchsiger Menschen gefunden, deren Skelette teilweise denen der auf Flores entdeckten „Hobbits“ ähneln. Beide hatten in etwa die gleiche Größe, ein verhältnismäßig kleines Gesicht, ungewöhnlich große und zum Teil verdrehte Backenzähne sowie ein fliehendes Kinn und ausgeprägte Augenwülste. Verwandt waren die beiden Zwergmenschen allerdings wohl nicht: Die Palau-Zwerge besaßen unter anderem einen sehr viel größeren Schädel als die Floresmenschen und gehörten nach Ansicht der Forscher eindeutig zu den modernen Menschen. Trotzdem könnte die Entdeckung helfen, die immer noch umstrittene Frage zu klären, ob die Floresmenschen eine eigene Menschenart waren, hofft Forschungsleiter Lee Berger.

Die Funde stammen aus zwei Höhlen auf einer der vielen felsigen Inselchen, die zum nördlich von Neuguinea gelegenen Pazifikinselstaat Palau gehören. Die Höhlen dienten den früheren Bewohnern der Insel als Begräbnisplätze und beherbergen Tausende von menschlichen Überresten. Die meisten von ihnen sind zwischen 1.400 und etwas über 3.000 Jahren alt. Vor allem unter den älteren Funden sind viele ungewöhnlich kleine Knochen ? so klein, dass sie selbst im Vergleich zu anderen kleinwüchsigen Völkern zwergenhaft erscheinen, schreiben die Forscher. Erwachsene dürften demnach eine Körpergröße von etwa 1,20 Metern und ein Gewicht zwischen 30 und 40 Kilogramm erreicht haben, eine Größe also, die etwa der der 2004 auf der indonesischen Insel Flores entdeckten Zwergmenschen entspricht. Allerdings war ihr Schädel etwa doppelt so groß und hatte damit vergleichsweise normale Ausmaße.

Nach der Analyse von mehr als einem Dutzend Individuen sind sich die Forscher relativ sicher, dass die Zwerge von Palau anatomisch moderne Menschen waren, die ihre Größe der sogenannten Inselverzwergung verdanken. Bei diesem biologischen Phänomen, das auch bei Tieren vorkommt, nimmt die Körpergröße einsam lebender Inselpopulationen aufgrund von beschränkten Ressourcen, genetischer Isolation und heiß-feuchtem Klima mit der Zeit ab. Die eher ungewöhnlichen Merkmale wie das fliehende Kinn oder die primitiv wirkenden Augenwülste halten die Forscher dabei für eine Nebenwirkung des Schrumpfungsprozesses oder eine Anpassung an die neue Körpergröße.

Sollte es sich bei diesen Merkmalen tatsächlich um allgemeine Folgen der Inselverzwergung handeln, würde das auch ein neues Licht auf die Diskussion um die Floresmenschen werfen: Sie waren unter anderem aufgrund solcher Kennzeichen als eigene Menschenart eingestuft worden ? ein Status, der seitdem stark umstritten ist. Berger und sein Team erhoffen sich von der Fundstätte in Zukunft noch weitere Erkenntnisse, denn viele fast vollständige Schädel konnten bisher nicht aus dem Kalkgestein der Höhlen herausgelöst werden.

Lee Berger (Universität Johannesburg) et al.: PLoS ONE, Band 3, Artikel e1780 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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