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Zwangspause zwischen zwei Kontinenten

Geschichte|Archäologie

Zwangspause zwischen zwei Kontinenten
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Heute ist die Beringstraße trockenen Fußes nicht mehr passierbar. Bild: Nasa, wikimedia.org
Die aus Asien kommenden Vorfahren der amerikanischen Ureinwohner haben für 20.000 Jahre auf einer Landbrücke in der Beringstraße Station gemacht, bevor sie das amerikanische Festland betraten. Während dieser Zeit wurde ihnen der Zugang zum Kontinent von zwei großen Inlandeismassen verwehrt. Nachdem die Gletscher zu tauen begonnen hatten, zog das Volk weiter und das Gebiet Beringia, auf dem es zuvor gelebt hatte, wurde vom Meer überflutet. Das schließen Andrew Kitchen von der Florida-Universität in Gainesville und seine Kollegen aus genetischen Untersuchungen der Urbevölkerungen Asiens und Nordamerikas und geologischen sowie archäologischen Daten.

Die Wissenschaftler analysierten genetische Proben von mehreren indianischen Stämmen in Asien und Amerika. Sie begutachteten geologische Daten zur Beringstraße und werteten aus, wann dort Landmassen welcher Größe über Wasser lagen und wann sie wieder vom Meer überflutet wurden. Zuletzt griffen sie auf archäologische Daten zu ersten Siedlungsspuren in Nordamerika und Nordostasien zurück. Die gesammelten Daten deuten laut den Wissenschaftlern auf ein neues Modell zum Ablauf der Besiedelung Amerikas hin. Die ersten Menschen kamen demnach nicht, wie zuvor angenommen, in einem kurzen Marsch und einer Kleingruppe von hundert Individuen über die Bering-Landbrücke nach Amerika. Die Besiedelung erfolgte eher in drei Phasen.

In der ersten Phase vor etwa 50.000 Jahren trennte sich eine Gruppe von einem asiatischen Urvolk ab und zog in den Nordosten Asiens. In der folgenden Zeit wurde nicht nur der geografische Abstand zur Mutterbevölkerung größer, die Menschen entfernten sich auch genetisch vom asiatischen Genpool. Die Forscher bezeichnen die neue Volksgruppe als „Amerinden“, ein Sammelbegriff für die Vorfahren aller amerikanischen Indianer. Die Amerinden zogen immer weiter ostwärts, bis sie vor circa 30.000 Jahren die Landmasse Beringia erreichten. Dieses Gebiet lag im Norden des Beringmeers und verband bis vor 10.000 Jahren den asiatischen mit dem amerikanischen Kontinent.

Paläoökologische Untersuchungen haben ergeben, dass das Land durchaus eine kleine Bevölkerungsgruppe ernährt haben könnte: Samen deuten auf Grassteppen hin und Knochenfunde lassen auf das Vorhandensein von großen Tieren wie Bisons, Mammuts und Karibus schließen. Da große Eismassen der Gruppe zunächst den Zugang zu Amerika verwehrten, blieben die Menschen für 20.000 Jahre vor Ort. Während dieser Zeit wuchs die Bevölkerungszahl nicht weiter, sondern blieb bei 1.000 bis 5.000 Individuen. Zwischen 17.000 und 15.000 Jahren vor heute, als die Gletscher anfingen abzuschmelzen, und circa 13.000 Jahren, zu welcher Zeit die ersten Siedlungen in Amerika nachgewiesen sind, verließen die Amerinden dann Beringia und besiedelten den Kontinent. Ihre Bevölkerungszahlen stiegen sprunghaft an und sie gaben alle genetischen Eigenheiten, die sie während der langen Jahre der weitgehenden Isolation entwickelt hatten, an ihre Nachkommen weiter.

Andrew Kitchen (Florida-Universität, Gainesville) et al.: PLoS ONE, Band 3, e1596 ddp/wissenschaft.de ? Livia Rasche
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