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Aufrecht in den Bäumen

Geschichte|Archäologie

Aufrecht in den Bäumen
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Die Orang-Utans klettern auf zwei Beinen in den Bäumen und stützen sich mit ihren Armen ab, um ihr Körpergewicht besser zu verteilen.
Die Vorfahren des Menschen gingen nicht erst auf dem Boden zum aufrechten Gang über, sondern übernahmen die zweibeinige Fortbewegung von ihren noch auf Bäumen lebenden Urahnen. Das schließen britische Wissenschaftler aus Beobachtungen von freilebenden Orang-Utans, die auf zwei Beinen in den Bäumen klettern. Da die zweibeinige Fortbewegung den Primaten mehrere Vorteile bietet, sei es wahrscheinlich, dass auch schon der ebenfalls baumbewohnende gemeinsame Vorfahr von Mensch und Menschenaffen aufrecht ging, so die Forscher.

Eine weitverbreitete Theorie über den Ursprung des aufrechten Ganges ist die so genannte Savannen-Hypothese. Demnach gingen die Vorfahren des Menschen und seiner nächsten Verwandten zu einem Leben auf dem Boden über, als sich in einer trockenen Klimaperiode die Wälder lichteten und die Savannen ausbreiteten. Die menschlichen Vorfahren bewegten sich zunächst weiterhin auf allen vier Beinen, richteten sich aber im Laufe der Zeit als Anpassung an das Leben im Grasland auf.

Nach Ansicht von Thorpe und ihren Kollegen deutet das Bewegungsverhalten freilebender Orang-Utans jedoch darauf hin, dass sich der aufrechte Gang bereits viel eher herausbildete. Die Wissenschaftler beobachteten über ein Jahr lang mehrere Orang-Utans auf Sumatra und erfassten dabei insgesamt rund 3.000 Bewegungsabläufe. Demnach bewegen sich die Primaten nur auf sehr dicken Ästen auf allen Vieren. Auf dünnen und sehr nachgiebigen Zweigen gehen sie dagegen aufrecht. Zur Unterstützung hängen sie sich mit ihren Armen an andere, höherliegende Äste, um ihr Körpergewicht besser verteilen zu können. Diese Fortbewegungsart erlaubt es den Orang-Utans, bis zu den Früchten in der äußersten Baumkrone zu gelangen, so die Forscher.

Sie vermuten nun, dass sich die Vorfahren der Menschen und Menschenaffen bereits in ihrem ursprünglichen Lebensraum Wald zweibeinig fortbewegten, da sie so ? genau wie die Orang-Utans ? mehrere Vorteile hatten. Die auf dem Boden lebenden Vormenschen setzten dann das Verhalten fort, während sich die Vorfahren der Schimpansen und Gorillas auf das Erklettern von Bäumen spezialisierten und auf dem Boden den so genannten Knöchelgang entwickelten, bei dem die vorderen Gliedmaßen mit der Rückseite der Finger aufgesetzt werden.

Der aufrechte Gang galt bisher als typisches Unterscheidungsmerkmal zwischen Vormenschen und Vorfahren der Menschenaffen, doch die Arbeit von Thorpe und ihren Kollegen könnte diese Abgrenzung in Frage stellen. „Sollten wir Recht behalten, wird es immer schwieriger, eindeutig zu sagen, was ein Mensch und was ein Menschenaffe ist“, so Robin Crompton, einer der Mitautoren.

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Susannah Thorpe (Universität von Birmingham) et al.: Science, Bd. 316, S. 1328 ddp/wissenschaft.de ? Claudia Hilbert
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