Die modernen Menschen könnten sich bei der Besiedlung des asiatischen Kontinents mit ihren bereits in Asien heimischen Vorfahren vermischt haben. Dies schließt ein chinesisch-amerikanisches Forscherteam aus der Untersuchung eines rund 40.000 Jahre alten Skeletts aus China, das sowohl Merkmale vom modernen Menschen als auch solche seiner Vorfahren aufweist. Nach der Theorie der Wissenschaftler um Erik Trinkaus von der Washington-Universität in St. Louis haben die modernen Menschen während ihrer Auswanderung aus Afrika ihre urmenschlichen Vorfahren nicht verdrängt, sondern sich mit ihnen vermischt.
Die Archäologen haben in den Jahren 2003 und 2004 die zu einem menschlichen Skelett gehörenden 34 Knochen in der Tianyuan-Ausgrabungsstätte südwestlich von Peking freigelegt. Wie Radiokohlenstoffuntersuchungen ergaben, sind die Überreste 39.000 bis 42.500 Jahre alt. Damit gehören sie zu einem der ältesten bekannten menschlichen Skelette in Ostasien. Aus den Abnutzungserscheinungen der Backenzähne schließen die Forscher, dass der Urmensch im Alter von 50 bis 60 Jahren gestorben ist.
Das Tianyuan-Skelett teilt viele anatomische Merkmale mit heutigen Menschen. Doch laut Trinkaus und seinen Kollegen weisen einige Proportionen darauf hin, dass es sich bei diesem Skelett um einen Mischling von Urmensch und modernem Menschen handelt. So ähnelten etwa die Zahnstellung und andere Knochenmerkmale denen der späten Urmenschen, von denen der Neandertaler der bekannteste ist. Der Fund deutet damit auf die Vermischung von modernen Menschen und Urmenschen hin ? eine These, die unter Anthropologen allerdings umstritten ist.
Hong Shang (Chinesische Akademie der Wissenschaften, Peking) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI 10.1073/pnas.0702169104 ddp/wissenschaft.de ? Fabio Bergamin