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Von Afrika nach Russland

Geschichte|Archäologie

Von Afrika nach Russland
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Die Werkzeuge aus Knochen oder Elfenbein wie Ahle und Hacke sind etwa 45.000 Jahre alt. Oben sind drei Ansichten des aus Elfenbein geschnitzen Kopfes zu sehen.
Moderne Menschen haben den Nordosten Europas schon vor 45.000 Jahren besiedelt und damit vielleicht sogar früher als das restliche Europa. Das beweisen neue Zeitdatierungen durch ein internationales Forscherteam, das Knochen und Werkzeuge aus der Kostenki-Fundstätte in Russland analysiert hat. Unter den Gegenständen befindet sich auch ein geschnitztes Stück Elfenbein, das die älteste Kunstdarstellung der Welt sein könnte. Die Entdeckung gibt neue Aufschlüsse darüber, wann und auf welcher Route sich der moderne Mensch von Afrika aus in der Welt verbreitet hat.

Die Fundstätte liegt am Fluss Don ungefähr 400 Kilometer südlich von Moskau. „Die große Überraschung ist, dass Menschen sehr früh in einem der kältesten und trockensten Gebiete Europas gelebt haben“, erläutert John Hoffecker, einer der Entdecker. Die Beweisstücke sind Werkzeuge aus Stein oder Knochen, aber auch Schmuckstücke in Form von durchlöcherten Muschelschalen. Deren Alter bestimmten die Wissenschaftler durch Analysen der Erdschichten, in dem die Gegenstände gefunden wurden. Da die Radiokarbondatierung für Funde dieses Alters keine verlässlichen Ergebnisse liefert, benutzten die Forscher unter anderem eine neue optische Methode, die misst, wann ein Gegenstand zuletzt dem Tageslicht ausgesetzt war. Danach sind die Fundstücke zwischen 45.000 und 52.000 Jahre alt.

Die Rohmaterialien aus Stein wurden aus einer 100 bis 200 Kilometer entfernten Gegend importiert, die Muschelschalen stammen sogar vom mehr als 500 Kilometer entfernten Schwarzen Meer, schreiben die Forscher. Ein geschnitztes Stück Elfenbein interpretieren sie als den Kopf einer unvollendeten menschlichen Figur. Die Menschen befanden sich auf dem technischen Stand der jüngeren Altsteinzeit, des so genannten Jungpaläolithikums, erklären die Wissenschaftler. Trotzdem unterscheiden sich die Werkzeuge von anderen Kulturen dieser Epoche in Europa, wie dem Aurignacien. „Es handelt sich um etwas Neues und Anderes ? eine voll entwickelte Technik ohne Gegenstück im restlichen Europa „, schreibt der texanische Anthropologe Ted Goebel in einem Kommentar zu der neuen Entdeckung.

Der moderne Mensch tauchte nach neuesten Forschungsergebnissen vor ungefähr 195.000 Jahren in Afrika auf, vor 42.000 bis 40.000 Jahren hat er sich dann im westlichen und zentralen Europa ausgebreitet. Falls die Menschen aus Kostenki tatsächlich eine Pioniergruppe des modernen Menschen waren, scheint der Mensch nicht über den mittleren Osten und Zentraleuropa ins heutige Russland gewandert zu sein, folgert Goebel. Stattdessen sei er wohl aus Westasien gekommen. Diese Theorie stimme mit früheren Forschungsergebnissen überein, nach denen die Menschen des modernen Europas von mehreren abgegrenzten Gruppen aus dem westlichen Asien abstammen.

Mikhail Anikovich (Russische Akademie der Wissenschaften, St. Petersburg) et al.: Science, Bd. 315, S. 223 Ted Goebel (Texas A&M University, College Station): Science, Bd., 315, DOI:10.1126/science.1137564 ddp/wissenschaft.de ? Annette Schneider
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