Der Fund des Schenkelknochens an der französischen Ausgrabungsstelle „Rochers-de-Villeneuve“ widerspricht jedoch dieser Auffassung. DNA-Analysen zufolge stammt der Knochen aus dem letzten Abschnitt des Mittelpaläolithikums, das in die Zeit zwischen 130.000 und 30.000 Jahre vor Christus fällt. Die Form des Knochens zeigt, dass der Neandertaler seine Beine bereits stärker belastet hat als frühere Vertreter dieser Menschenart. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf eine erhöhte Mobilität, lange bevor der erste moderne Mensch in Erscheinung trat, erklären die Forscher.
Außerdem diente die Höhle, in der der Knochen entdeckt wurde, wohl nicht nur Neandertalern, sondern auch Hyänen als Unterschlupf. Das beweisen Pferde- und Bisonknochen mit Spuren von menschlichen Werkzeugen und von Hyänenzähnen. Unterstützt wird diese Annahme zudem durch einen Hyänenknochen, der sich in der gleichen Ablagerungsschicht wie der Neandertaler-Knochen befand und damit ähnlich alt ist. Die Neandertaler konkurrierten also offenbar mit anderen Fleischfressern, in diesem Fall Hyänen, um Nahrung und auch Wohnraum, erklären die Wissenschaftler. Auch der gefundene Oberschenkelknochen war sichtbar angenagt ? wahrscheinlich ebenfalls von Hyänen.
Cédric Beauval ( Universität von Bordeaux, Talence) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0502656102