Das Biomolekül RNA könnte in der frühen Evolutionsgeschichte durch die Bestrahlung mit UV-Licht entstanden sein. Aus RNA oder auch Ribonucleinsäure hat sich anschließend die DNA entwickelt, der heutige Träger des Erbguts. Deutsche und amerikanische Forscher konnten nun mithilfe einer Computertechnik zeigen, dass offenbar die Fähigkeit der einzelnen RNA-Basen, UV-Licht zu absorbieren, die RNA vor Brüchen schützt. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift BMC Evolutionary Biology (Ausgabe vom 28. Mai).
RNA ist ein unentbehrlicher Bestandteil aller Zellen und dient ihnen als Verbindungsglied zwischen DNA und Protein. Bisherige Theorien zum Ursprung des Lebens gingen davon aus, dass sie unter Lichtausschluss entstanden sein muss, weil UV-Strahlung große Biomoleküle nachweislich schädigt. Und diese Strahlung war in der Frühzeit der Erde ? ohne Ozonschicht ? etwa hundertmal stärker als heute.
Doch die Wissenschaftler um Armen Mulkidjanian von der Universität in Osnabrück stellen die früheren Vermutungen in Frage: Sie wiesen nach, dass das Makromolekül RNA unter UV-Licht erheblich stabiler ist als ihre Einzelbestandteile. Ihre Stabilität übersteigt zudem die anderer großer Biomoleküle. Dies könnte zu einem natürlichen Vorteil für die RNA gegenüber anderen Molekülen und damit zu ihrer selektiven Bevorzugung und Entwicklung geführt haben.
Drei der RNA-Basen, die nach diesen Erkenntnissen die RNA vor Schädigung durch UV-Strahlung geschützt haben, sind heute auch Bestandteile der DNA. Doch bei der DNA ist genau die damals bewahrende Fähigkeit der Basen, UV-Licht zu absorbieren, heute für die Entstehung von Hautkrebs verantwortlich.
Stefanie Offermann