Vor 20 Jahren wurden in Deutschland Menschenaffen-Fossilien entdeckt, die 16,5 Millionen Jahre alt sind. “Damit sind sie etwa 1,5 Millionen Jahre älter als ähnliche Spezies, die in Ostafrika gefunden wurden”, sagt David Begun, Anthropologe an der University of Toronto, der seine These das erste Mal zusammen mit Elmar Heizmann vom Museum für Naturgeschichte in Stuttgart vorgestellt hat. “Das legt die Vermutung nahe, dass die Linie der großen Menschenaffen und der frühesten Menschenformen sich in Eurasien ausprägte.”
Ende vergangenen Jahres beschrieben Begun und László Kordos vom Geologischen Museum von Ungarn den Schädel eines Dryopithecus, der vor einigen Jahren in Ungarn gefunden wurde. Der Dryopithecus steht in der Evolution am Scheideweg zwischen den Affen und den modernen hominiden Entwicklungslinien. Der Schädel ähnelt den großen Menschenaffen sowohl vom Gesicht als auch von Details des Gebisses her.
Die Wissenschaftler vermuten nun, dass die großen Menschenaffen ursprünglich als frühe Vorläufer der Hominiden aus Afrika nach Eurasien gewandert sind, bevor das Mittelmeer sich so ausgedehnt hatte, dass die Kontinente voneinander getrennt wurden. In Eurasien entwickelten sich ihrer Theorie zufolge die Menschenaffen zu voller Blüte und wanderten dann ? in der Frühform des Dryopithecus ? aus Europa oder Westasien nach Afrika, wo sich die verschiedenen Affenarten voneinander trennten und sich auch der moderne Mensch herausbildete.