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Wie der Mensch das Outback eroberte

Geschichte|Archäologie

Wie der Mensch das Outback eroberte
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In diesem kargen Berghang im südöstlichen Outback liegt der Warratyi-Unterstand - dem Ort, an dem schon vor 49.000 Jahren Menschen ihre Spuren hinterließen (Foto: Giles Hamm)
Vor rund 50.000 Jahren erreichten die ersten Menschen Australien und breiteten sich auf dem neuen Kontinent aus. Wie schnell dies jedoch vonstatten ging und auf welchen Wegen, blieb bislang unklar. Jetzt belegen Funde im südöstlichen Outback: Der Homo sapiens erreichte den Süden Australiens verblüffend schnell und durchquerte dabei auch das trockene Herz des Kontinents. Schon vor rund 49.000 Jahren hinterließ er dort Werkzeuge und Tierknochen.

Nach gängiger Lehrmeinung dauerte es zehntausende von Jahren, bis sich die ersten Menschen vom äußersten Norden Australiens über den Rest des Kontinents verbreitet hatten. Anthropologen gingen davon aus, dass es diesen ersten Besiedlern zunächst an Technologien und Strategien fehlte, um das trockene, unwirtliche Zentrum Australiens – den Outback – zu durchqueren oder dort zu leben. „Ein scheinbarer Mangel kultureller Innovationen verglichen mit den Menschen in Europa und Afrika galt als Hindernis für die frühe Besiedlung der Trockenzone“, erklären Giles Hamm von der La Trobe University in Melbourne und seine Kollegen. Hinzu kommt, dass Funde früher menschlicher Überreste oder Werkzeuge im trockenen Outback rar sind, nur an zehn Stellen wurden Zeugnisse menschlicher Anwesenheit gefunden – und sie waren „erst“ 20.000 bis 41.000 Jahre alt. Man vermutete deshalb, dass die Vorfahren der Aborigines sich zunächst nur entlang der Küsten von Norden nach Süden ausbreiteten und erst dann den Outback besiedelten.

Ankunft im Outback schon vor 49.000 Jahren

Doch nun zeichnet eine Entdeckung im südöstlichen Outback ein verblüffend anderes Bild. Bei Ausgrabungen im Warratyi-Felsunterstand am Südrand des Lake Eyre Beckens stießen Hamm und seine Kollegen auf Werkzeuge und bearbeitete Tierknochen, die bereits bis zu 49.000 Jahre sind. Menschen müssen demnach diese Gegend bis zu zehntausend Jahre früher erreicht haben als bislang angenommen, so die Forscher. Nachdem die ersten Vertreter des Homo sapiens Australien im äußersten Norden betreten hatten, müssen zumindest einige von ihnen die Tausenden von Kilometer bis in den Süden ohne längere Verzögerungen zurückgelegt haben. „Die Lage von Warratyi spricht für eine direktere Nord-Süd-Route der ersten menschlichen Besiedler als entlang der Küste“, sagen sie. Möglicherweise wanderten die Vorfahren der Aborigines damals doch schon mitten durch das Herz Australiens.

Spannend auch: Entgegen der gängigen Lehrmeinung nutzten die ersten Australier durchaus schon fortgeschrittene Werkzeuge. An mehreren Steinklingen entdeckten die Forscher Reste von Harz, die darauf hindeuten, dass die Klingen einst an Schäften befestigt waren. „Diese Klingen sind unseren Daten nach 33.000 bis 40.000 Jahre alt – das ist mit Abstand der früheste bekannte Beleg dieser Befestigungstechnik in Australien und Südostasien“, berichten Hamm und seine Kollegen. Die bisher ältesten Zeugnisse dafür stammen aus der Zeit vor rund 10.000 Jahren. Ebenfalls überraschend alt ist ein 38.000 Jahre alter angespitzter Tierknochen, den die Forscher in Warratyi entdeckten. „Knochenwerkzeuge gelten als kulturelle Innovation des späten Pleistozän in Australien und Osttimor“, berichten sie. „Im Südosten Australiens jedoch tauchten sie bisher erst vor rund 11.000 Jahren auf.“ In den Ablagerungen des Felsunterstands fanden die Wissenschaftler zudem Reste von Ocker und von Gips, den die Bewohner aus einem 15 Kilometer weiter südlich liegenden Vorkommen nach Warratyi gebracht haben müssen. Beide Mineralien wurden wahrscheinlich als Pigmente verwendet.

Fortschrittlicher als gedacht

„Unsere Funde belegen nicht nur, dass der Mensch schon wenige Jahrtausende nach seiner Ankunft das trockene Innere Australiens besiedelt hatte, sie entwickelten auch Schlüsseltechnologien sehr viel früher als bisher gedacht“, konstatieren Hamm und seine Kollegen.  „Wichtige technologische Innovationen und frühes symbolisches Verhalten enthüllt, dass es in Australien schon damals eine dynamische, anpassungsfähige Aborigines-Kultur gab.“

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Der Felsunterstand von Warratyi erwies sich aber in noch einer weiteren Hinsicht als besonders: „Dieser Ort konserviert die einzigen verlässlich datierten und sauber geschichteten Belege für die australische Megafauna“, berichten Hamm und seine Kollegen. Bei ihren Ausgrabungen fanden sie mehr als 2000 Fragmente von Tierknochen, die sie verschiedenen Beuteltieren, einem Reptil und einer Vogelart zuordnen konnten. Unter den Funden waren angesengte Eierschalen des zwei Meter großen ausgestorbenen Laufvogels Genyornis newtonii, der bis vor 47.000 Jahren in Australien weit verbreitetet war. Außerdem entdeckten die Forscher Knochen des nashorngroßen Diprotodon optatum – des größten Beuteltiers, das jemals gelebt hat. „Diese Funde zeigen nicht nur, dass diese Vertreter der Megafauna zeitgleich mit den ersten Menschen in Australien lebten, sie liefern auch den bisher einzigen direkten Beweis, dass die Menschen mit diesen Tierarten interagierten“, konstatieren die Wissenschaftler. So bestätigt die Ansammlung vieler Laufvogel-Eierschalen an diesem Ort, dass die frühen Aborigines die Eier dieser flugunfähigen Vögel sammelten und aßen – und damit vermutlich auch zu deren Aussterben beitrugen.

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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