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Kurios: Eroberung beeinflusste Küsten-Topografie

Geschichte|Archäologie

Kurios: Eroberung beeinflusste Küsten-Topografie
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Muschelschalen in einer der Dünen. Credit: www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1404568111
1532 war das Schicksalsjahr einer legendären Hochkultur: Die spanischen Konquistadoren unter Francisco Pizarro landeten an der peruanischen Küste und vernichteten in kurzer Zeit das legendäre Reich der Inka. Die Folgen des Untergangs waren so dramatisch, dass sie sich sogar in der Küsten-Topografie des nördlichen Peru widerspiegeln, berichten nun zwei Forscher. Über Jahrtausende hinweg hatten menschliche Ablagerungen hier die Dünen stabilisiert. Doch ab dem Jahr 1532 war das nicht mehr der Fall, zeigen Untersuchungen. Die Bevölkerung war so stark eingebrochen, dass kein Erosionsschutz mehr nachgeliefert wurde, erklären die Wissenschaftler.

Peru besitzt an seiner Nord-West-Küste ein Gebiet mit auffälligen Strukturen: Die sogenannte Chira Beach-Ridge Plain wird von neun etwa 30 Kilometer langen Strandwällen durchzogen. Die schmalen Sanddünen bilden eine Art Rippenstruktur, die parallel zur Küstenlinie verläuft. Sie sind in den letzten 5.100 Jahren nach und nach durch Ablagerungs- und Erosionsprozesse der Küstenregion entstanden. Doch Daniel Belknap und Daniel Sandweiss von der University of Maine zu folge weisen die neun Dünenlinien charakteristische Unterschiede auf: Die zuletzt entstandenen zeigen deutlich mehr Anzeichen von Erosion als die älteren. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, werteten die Forscher Luftaufnahmen aus, erfassten alle Aspekte der Topographie und untersuchten die Material-Zusammensetzung der unterschiedlichen Dünen.

So fanden die Forscher heraus, dass das Zeitalter der spanischen Eroberung die schwachen von den stabilen Dünen trennt: Im 16. Jahrhundert war die letzte Küstenstruktur entstanden, die vergleichsweise wenig von Erosion betroffen ist. Den Material-Untersuchungen der Forscher zufolge liegt dies an Muschelschalen, die den Kern der Dünen bilden, die vor 1532 entstanden sind. Sie schützen sie vor der Abtragung durch Küstenwinde, sagen die Forscher.

Ein seltsames Denkmal der Conquista

Ihnen zufolge stammen die Schalen in den alten Strandwällen von einer Muschelart, die auch heute noch in Südamerika gegessen wird. Außerdem entdeckten Belknap und Sandweiss in den präkolumbianischen Dünen Steine, die Spuren von Feuereinwirkung aufweisen und weitere Hinweise auf menschliche Aktivität. Sie kommen deshalb zu dem Schluss, dass die Küstenstrukturen ihre vergleichsweise starke Widerstandsfähigkeit Material zu verdanken haben, das die Bevölkerung vor der Ankunft der Spanier hier abgelagert hat.

In den Küstenstrukturen spiegelt sich demnach der enorme Bevölkerungseinbruch wider, der mit der Eroberung durch die Spanier einherging. Die Konquistadoren brachten den Menschen der Neuen Welt sowohl direkt als auch indirekt den Tod: Neben dem brutalen Umgang dezimierten auch eingeschleppte Krankheiten die Bevölkerung. Genaue Zahlen liegen nicht vor, doch Schätzungen zufolge könnten im Inkareich vor der Ankunft der Spanier bis zu 15 Millionen Menschen gelebt haben. Am Ende des 16. Jahrhunderts waren es wahrscheinlich nur noch eine Million.

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Dieser Schwund entvölkerte auch die Region des Chira Beach-Ridge Plain, sagen die Forscher. Im 18. und 19. Jahrhundert stieg hier zwar die Bevölkerungsdichte wieder stark an, doch die Menschen knüpften nicht mehr an die alten Gewohnheiten an: Die  Muschelschalen wurden nun nicht mehr an der Küste deponiert, sondern im Landesinneren. Alle Dünen-Strukturen, die sich nach 1532 gebildet haben, tragen deshalb die gleichen Merkmale und bilden damit ein seltsames Denkmal für die grausame Zeit der Conquista.
 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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