Damit unterschied sich die Umwelt von A. bahrelghazali deutlich von der des 2.500 Kilometer weiter östlich beheimateten Australopithecus afarensis. Zu diesen Vormenschen gehörte dei berühmte ?Lucy?. A. afarensis lebte an den bewaldeten Hängen des Rift-Valleys und verzehrte vermutlich noch die typische Primaten-Kost aus Obst und Nüssen. Dass A. bahrelghazali eine andere Diät bevorzugte, schließen die Forscher aus dem Verhältnis verschiedener Kohlenstoff-Isotope im Zahnschmelz. Sie berichten, dass Gräser fast 80 Prozent der Nahrung der Vormenschen ausmachten.
Mit Kühen oder Antilopen war die Ernährungsweise des Savannen-Australopithecus dennoch nicht zu vergleichen. Affen und Menschen sind nicht in der Lage, die harten Zellwände von Grashalmen zu verdauen. Die Forscher vermuten, dass die Vormenschen vor allem Wurzeln, Knollen und vielleicht auch Samen der Gräser aßen. Lee-Thorp und Kollegen können nicht unterscheiden, ob die Hominiden die Gräser selbst verzehrten oder Tiere wie Termiten, Nagetiere oder große Pflanzenfresser verspeisten, die sich wiederum von Gras ernährt hatten.
Gegen einen hohen Anteil von Fleisch an der Ernährung spricht allerdings die Form der Zähne. Lee-Thorp und Kollegen schließen daher, dass die menschlichen Vorfahren bereits vor 3,5 Millionen Jahren so flexibel waren, dass sie unterschiedliche Nahrungsquellen nutzen konnten. Das verlieh ihnen die Möglichkeit, neue Lebensräume zu erobern.