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Werkzeugtechnologie neu datiert

Geschichte|Archäologie

Werkzeugtechnologie neu datiert
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Acheuléen-Faustkeil. Credit: Pierre-Jean Texier, National Center of Scientific Research, France
Die Wurzeln der Werkzeugtechnologie sind möglicherweise älter als bisher angenommen: Laut einer neuen Studie hat Homo erectus wohl schon vor 1,8 Millionen Jahren anspruchsvolle Faustkeile angefertigt ? 300.000 Jahre früher als gedacht. Das schließen US-amerikanische und französische Forscher aus der Analyse von Funden aus dem Turkana-Becken in Kenia. Die Ergebnisse beinhalten neue Aspekte bei wichtigen Fragestellungen, sagen Christopher Lepre von der Rutgers University und seine Kollegen: Wo hat sich H. erectus tatsächlich entwickelt? Und wie ist seine Werkzeugtechnologie entstanden?

Die Steinwerkzeuge waren bereits bei Ausgrabungen nahe des Turkana-Sees im Jahr 2007 gefunden worden. Zu ihrer Alterseinschätzung kamen die Forscher nun durch die Untersuchung der Sedimente, in denen die Funde eingebettet waren. Die Datierung macht die Werkzeuge jetzt zu den ältesten bekannten Zeugnissen der sogenannten Acheuléen-Technik. Die Bearbeitungsweise erzeugt effektivere und handlichere Faustkeile als frühere Verfahren. Die innovativen Steinwerkzeuge erleichterten beispielsweise die Verarbeitung von Jagdbeute. Die bisher frühesten Nachweise der Acheuléen-Technologie stammen aus Äthiopien und Indien. Die entsprechenden Werkzeuge wurden auf ein Alter von bis zu 1,5 Millionen Jahren datiert.

In der gleichen Sedimentschicht, in denen die Acheuléen-Werkzeuge lagen, fanden die Forscher auch Faustkeile, die noch durch die primitive Bearbeitungsweise gekennzeichnet waren. Das gleichzeitige Auftreten beider Technologien an einem einzigen Standort könnte den Forschern zufolge bedeuten, dass die hier ansässigen Hominiden die Acheuléen-Technik damals gerade entwickelten.

Fossilienfunde legen nahe, dass Homo erectus vor etwa zwei Millionen Jahren die Weltbühne betrat und weite Teile Afrikas, Europas und Asiens besiedelte. Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft entwickelten sich aus diesem Frühmenschen in Europa der Neandertaler und ? parallel zu diesem, aber unabhängig davon ? in Afrika der moderne Mensch. Die meisten Forscher nehmen an, H. erectus habe von Ostafrika aus die Welt erobert, weil von hier seine ältesten Fossilien stammen. In den 1990er Jahren wurden allerdings auch ähnlich alte Überreste in Georgien gefunden. Somit lag die Ur-Heimat von H. erectus möglicherweise auch in Asien.

Die Asien-Theorie könnte nun mit den aktuellen Ergebnissen ein Argument dazugewinnen: In Georgien hatten Wissenschaftler nur die primitive Form von Faustkeilen im Zusammenhang mit den H. erectus-Fossilien entdeckt. „Die Acheuléen-Werkzeuge stellen einen großen technologischen Sprung dar“, betont Co-Autor Dennis Kent, ebenfalls von der Rutgers University. Somit dränge sich nun die Frage auf: ?Wenn H. erectus tatsächlich aus Afrika stammt, warum hat er die innovative Technik nicht nach Asien mitgebracht??, so der Anthropologe. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Wanderbewegung vielleicht doch umgekehrt verlaufen sein könnte. Eine andere Erklärung wäre den Forschern zufolge aber auch, dass die Technologie bei der Auswanderung aus Afrika verlorengegangen ist.

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Christopher Lepre von der Rutgers University et al.: Nature, doi:10.1038/nature10372 wissenschaft.de – Martin Vieweg
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