In der gleichen Sedimentschicht, in denen die Acheuléen-Werkzeuge lagen, fanden die Forscher auch Faustkeile, die noch durch die primitive Bearbeitungsweise gekennzeichnet waren. Das gleichzeitige Auftreten beider Technologien an einem einzigen Standort könnte den Forschern zufolge bedeuten, dass die hier ansässigen Hominiden die Acheuléen-Technik damals gerade entwickelten.
Fossilienfunde legen nahe, dass Homo erectus vor etwa zwei Millionen Jahren die Weltbühne betrat und weite Teile Afrikas, Europas und Asiens besiedelte. Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft entwickelten sich aus diesem Frühmenschen in Europa der Neandertaler und ? parallel zu diesem, aber unabhängig davon ? in Afrika der moderne Mensch. Die meisten Forscher nehmen an, H. erectus habe von Ostafrika aus die Welt erobert, weil von hier seine ältesten Fossilien stammen. In den 1990er Jahren wurden allerdings auch ähnlich alte Überreste in Georgien gefunden. Somit lag die Ur-Heimat von H. erectus möglicherweise auch in Asien.
Die Asien-Theorie könnte nun mit den aktuellen Ergebnissen ein Argument dazugewinnen: In Georgien hatten Wissenschaftler nur die primitive Form von Faustkeilen im Zusammenhang mit den H. erectus-Fossilien entdeckt. „Die Acheuléen-Werkzeuge stellen einen großen technologischen Sprung dar“, betont Co-Autor Dennis Kent, ebenfalls von der Rutgers University. Somit dränge sich nun die Frage auf: ?Wenn H. erectus tatsächlich aus Afrika stammt, warum hat er die innovative Technik nicht nach Asien mitgebracht??, so der Anthropologe. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Wanderbewegung vielleicht doch umgekehrt verlaufen sein könnte. Eine andere Erklärung wäre den Forschern zufolge aber auch, dass die Technologie bei der Auswanderung aus Afrika verlorengegangen ist.