Die Vermutung der Co-Existenz spielt eine wichtige Rolle für die Modelle der Entstehung des modernen Menschen, sagen die Wissenschaftler. Eines dieser Modelle ist die sogenannte Out-of-Africa-Theorie, die besagt, dass Menschenformen aus Afrika die Welt in mehreren Schüben eroberten und ihre Vorgänger dabei schrittweise ersetzten. Das andere Model sieht die Evolution des Menschen als ein Resultat einer Mischung der Menschenformen in der gesamten Alten Welt, also in Afrika, Asien und Europa. Bisher galt die Co-Existenz von Homo erectus und Homo sapiens in Indonesien als ein Argument für das Out-of-Africa-Modell.
Die neuen Analysen der Funde von Ngandong legen nun allerdings nahe, dass Homo erectus schon vor mindestens 143.000 Jahren, wahrscheinlich aber schon vor mehr als 550.000 Jahren die Weltbühne verließ. Das Team nutzte drei unterschiedliche Datierungstechniken bei unterschiedlichen Proben der Funde und der umgebenden Sedimente der Fundstätte. Alle drei Methoden untersuchen den radioaktiven Zerfall bestimmter Bestandteile der Proben, um Rückschlüsse auf das Alter zu ermöglichen. Einer der Befunde ergab ein Alter von etwa 550.000 Jahren, ein anderer kam auf 143.000 Jahre. Die Ursache für diese große Differenz ist vermutlich auf die Durchmischung der Sedimente an der Fundstätte zurückzuführen, sagen die Wissenschaftler. Aber selbst die jüngste Datierung liegt noch weit vor der Ankunft der ersten modernen Menschen. „Somit fand das Treffen der beiden Menschenformen vermutlich niemals statt?, resümiert Studienleiterin Etty Indriati von der Gadjah Mada University in Indonesien.