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Auf den Zahn gefühlt

Geschichte|Archäologie

Auf den Zahn gefühlt
Abgeplatzte Stellen an den Zähnen prähistorischer Säugetiere geben Aufschluss darüber, welche Nahrung die frühen Vorfahren des Menschen zu sich genommen haben. Die von einem Forscherteam um Herzl Chai von der Tel Aviv University entwickelte Methode verrät, ob unsere direkten Vorfahren und andere frühe Säugetiere Vegetarier, Fleischfresser oder Allesfresser waren.

Bisher konnten Anthropologen nur schwer bestimmen, welche Nahrung prähistorische Säugetiere zu sich genommen haben. Nun haben die Forscher um Herzl Chai zum ersten Mal eine Formel entwickelt, mit der sie aus der Größe der Abplatzungen im Zahnschmelz auf die Bissstärke eines Tieres schließen können. Dazu untersuchten Chai und sein Team die fossilen Zähne verschiedener Säugetierarten, unter anderem von Gorillas, Schimpansen und sechs prähistorischen Vorfahren des Menschen.

Ihre Formel leiteten die Ingenieure aus dem Gebiet der Bruchmechanik ab, die sich mit der Bildung von Rissen in brüchigem Material beschäftigt. Die Gleichung berücksichtigt die Größe der abgeplatzten Stelle und ihren Abstand vom Zahnrand und berechnet daraus die Kraft, die für die Entstehung der Abplatzung notwendig war. Aus den Ergebnissen lässt sich wiederum ableiten, ob ein Säugetier eher harte Nahrung wie Nüsse, Samen oder Fleisch gefressen hat, oder ob es weiche, pflanzliche Nahrung bevorzugt hat.

?Die maximale Stärke, mit der ein Tier zubeißen kann, wird auch durch die Größe des Zahns und die Dicke des Zahnschmelzes bestimmt?, erläutert Chai. ?Je größer ein Zahn ist, desto größer ist die Fläche, auf der Abplatzungen entstehen können. Dies bedeutet, dass das Tier mit mehr Kraft zubeißen kann.?

Bisherige Untersuchungsmethoden hatten vor allem die Kaumechanismen des Kiefers analysiert, um die Nahrungsgewohnheiten unserer frühen Vorfahren zu bestimmen. Dafür hatten die Forscher einen nahezu vollständig erhaltenen Schädel benötigt. Für die neue Methode sind dagegen einige gut erhaltene fossile Zähne ausreichend.

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Mithilfe der neuen Methode können Anthropologen nun besser bestimmen, welche Nahrung prähistorische Säugetiere und die Vorfahren des Menschen zu sich genommen haben. ?Sie gibt uns wertvolle Informationen über das Leben eines Tieres, die uns mit anderen Methoden entgehen würden?, sagt Chai.

Herzl Chai (Tel Aviv University) et al.: American Friends of Tel Aviv University dapd/wissenschaft.de – Christine Amrhein
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