Nun förderten weitere Grabungen in der Hadar Formation im äthiopischen Dikika mehr als 800.000 Jahre ältere Fossilien zutage. Zwei auf ein Alter von 3,4 Millionen Jahre datierte Knochen weisen Schnitt-, Schab- und Schlagspuren auf. Zudem fanden die Forscher in unmittelbarer Nähe ein fast komplettes Skelett eines jungen Australopithecus afarensis. Bekanntestes Fossil dieser Art ist ?Lucy?: Ihr Skelett zählt zu den besterhaltenen Skeletten der frühen Vorfahren des Menschen ? es ist nur 105 Zentimeter groß und wurde 1974 nicht weit von der jetzigen Fundstelle entdeckt. In der Fachliteratur wird „Lucy“ als erwachsene Frau von 25 Jahren beschrieben, die vor ungefähr 3,2 Millionen Jahren gelebt hat.
Durch mikroskopische Analysen bewiesen die Wissenschaftler, dass die Spuren vor dem Fossilisieren der Knochen entstanden und nicht erst nachträglich oder beim Ausgraben beschädigt worden sind. Einer der Schnitte enthielt sogar noch einen winzigen Steinrest. „Die Spuren lassen zweifelsfrei darauf schließen, dass sie von Steinwerkzeugen verursacht wurden“, erklärt der Archäologe Curtis Marean von der Arizona State University, der die Knochen untersucht hat. Nach Ansicht des Wissenschaftlers handelt es sich um einen Oberschenkelknochen einer Ziege und eine Rippe einer Kuh. Die Anthropologen sind sich deshalb einig: Die Australopithecinen aus Dikika haben bereits größere Säugetiere verzehrt. Unbekannt ist, ob sie diese selbst jagten oder Aasfresser waren.
Ob die Hominiden Steine mit bereits scharfen Kanten als Werkzeuge verwendeten, oder ob sie sie sogar selbst anfertigten, ist noch unklar. Die Anthropologen fanden in der Nähe der Knochen bisher keine Werkzeuge, die darauf schließen lassen. „Ob Australopithecus afarensis in der Lage war sich derartige Werkzeuge selbst herzustellen, müssen wir erst noch herausfinden“, erklärt McPherron.