Ein anderes Moos namens Hymenostylium recurvirostrum, das die Forscher in einer Probe aus Ötzis Exkrementen fanden, wächst vor allem auf Süßwasserkalkstein. Demnach könnte der Eismann es mindestens einen Tag vor seinem Tod beim Trinken aufgenommen haben. Allerdings entdeckten die Forscher in der Nähe des Mumien-Fundortes keine Vorkommen dieser in Südtirol relativ seltenen Moosart. Sie vermuten, dass Ötzi sich auf Wanderschaft befand und sich vorher in tiefer gelegenen Gebieten aufgehalten hatte. Das Schnalstal, das viele Forscher bislang als Wanderroute angenommen hatten, scheidet nach Meinung von Dickson und seinen Kollegen aber als Aufenthaltsort aus.
Eine dritte Moossorte, ein Torfmoos, verwendete Ötzi möglicherweise als Wundverband. Die Forscher berichten, dass die amerikanischen Ureinwohner Torfmoose als Windeln benutzten, da sie zum einen sehr saugkräftig sind und zum anderen antibakteriell wirken. Auch andere Funde aus der Bronzezeit deuten darauf hin, dass die Menschen Torfmoose damals zum Verbinden benutzten. So wurden Überreste eines Torfmooses im Darmausgang einer Gletscherleiche aus Nordamerika gefunden. Allerdings ist unbekannt, ob der 17- bis 20-jährige Mann verletzt war.
Ötzi jedenfalls trug zwei Wunden, als er starb, darunter einen tiefen Schnitt in seiner rechten Hand. Das Moos könnte von dort aus beim Essen in den Magen gelangt sein, vermuten Dickson und Kollegen. Da Torfmoose heute in den Ötztaler Alpen nicht vorkommen, sei es unwahrscheinlich, dass Ötzi diese Sorte beim Trinken aufgenommen habe. Vermutlich hatte er einen Vorrat für den Notfall dabei.