Die Geschichte der Milchwirtschaft begann schon 2.000 Jahre früher als bisher angenommen. Das schließen Forscher eines internationalen Teams von Wissenschaftlern aus Milchrückständen, die sie in bis zu 8.500 Jahre alten Tonkrügen entdeckt hatten. Die Keramik war in der heutigen Türkei und in Südosteuropa ausgegraben worden. Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass die Viehhaltung zur Produktion von Milch erst im vierten Jahrtausend vor Christus begann.
Forscher hatten bislang aus Abbildungen und Skulpturen von Tieren geschlossen, wann der Mensch erstmals Vieh gezielt zur Milchproduktion einsetzte. Nach den bisherigen Schätzungen begannen die Menschen damit vor etwa 6.500 Jahren. Die Wissenschaftler um den Briten Richard Evershed untersuchten nun jedoch mehr als 2.200 Tongefäße, die hauptsächlich von der
Balkanhalbinsel und aus dem nördlichen
Anatolien stammten. Dabei entdeckten sie Spuren von Fett, wie es typischerweise in Milch vorkommt. Anhand dieser Rückstände konnten die Forscher mit Hilfe der
Radiokarbonmethode den Beginn der Milchwirtschaft neu datieren.
Die Domestizierung von Rindern, Schafen und Ziegen begann vor etwa 10.000 Jahren im Nahen Osten, vermuten Wissenschaftler. Zunächst hielten Menschen das Vieh lediglich, um eine ständige Fleischreserve zu haben und um die Tierhäute zu nutzen. Erst später kam die Haltung von Vieh zur Erzeugung sogenannter Sekundärprodukte wie Wolle und Milch sowie der Einsatz als Zug- und Lasttiere hinzu.
Richard Evershed (Universität von Bristol) et al.: Nature, DOI: 10.1038/nature07180 ddp/wissenschaft.de ? Uwe Thomanek