In versteinertem Kot haben Forscher die bislang ältesten menschlichen DNA-Spuren auf dem amerikanischen Kontinent entdeckt. Ein internationales Team von Wissenschaftlern analysierte dazu 14 Koprolithen, die sie in Oregon gefunden hatten. Koprolithen sind versteinerte Überreste von Exkrementen. Das Ergebnis der Analysen, an denen auch das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig beteiligt war, ergab ein Alter von mindestens 14.000 Jahren für den steinzeitlichen Kot. Forschungsleiter Thomas Gilbert von der Universität von Kopenhagen und seine Kollegen sehen darin einen Beweis, dass Nordamerika schon vor dem Auftreten der sogenannten Clovis-Kultur besiedelt war ? deren Erscheinen vor rund 13.000 Jahren galt bisher bei vielen Forschern als die älteste nachweisbare Besiedlung Amerikas.
Das Markenzeichen der Clovis-Kultur sind die markanten Speerspitzen aus Feuerstein und Obsidian, die an verschiedenen Stellen des amerikanischen Kontinents gefunden wurden. Ähnliche Werkzeuge konnten Gilbert und sein Team in Oregon nicht finden ? dafür entdeckten sie in den Höhlen nahe der Kleinstadt Paisley einen anderen archäologischen Schatz: Koprolithen. Zwischen 2002 und 2003 machten die Forscher insgesamt 14 fossile Exkrementstücke ausfindig.
Bei ersten Analysen fanden sich an allen Koprolithen Spuren von menschlicher DNA. Schuld daran seien die unsterilen Bedingungen während der Ausgrabung gewesen, erklären die Forscher. Die Archäologen hätten demnach während ihrer Arbeit Spuren des eigenen Erbguts auf den Koprolithen hinterlassen. Neben der modernen DNA fanden die Wissenschaftler dann aber Spuren von menschlichem Erbmaterial, das keinem der Ausgrabungsteilnehmer zuzuordnen war ? daraus schlossen sie, dass die DNA von steinzeitlichen Menschen stammen müsse. Einzelne DNA-Abschnitte konnten die Wissenschaftler dabei zweifelsfrei amerikanischen Ureinwohnern zuordnen.
Neben menschlicher DNA fanden die Forscher in den Koprolithen allerdings auch Spuren von tierischem Erbmaterial, vor allem von Hundeverwandten. Ob die fossilen Exkremente aber nun von Tieren stammen oder von Menschen, sei für die Ergebnisse irrelevant, erklärt Dennis Jenkins von der Universität von Oregon. „Egal, wie sie die Häufchen betrachten ? Menschen und Hunde waren auf jeden Fall vor 14.000 Jahren im Abstand von wenigen Tagen am selben Ort“, erläutert Jenkins, der ebenfalls an der Ausgrabung beteiligt war.
Thomas Gilbert (Universität von Kopenhagen) et al.: Science, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1126/science.1154116 ddp/wissenschaft.de ? Markus Zens