Ein ungeahnter Blick in die Handelsbeziehungen der alten Griechen gelang den beiden Archäologen Brendan Foley und Maria Hansson: Die beiden Forscher analysierten Erbmaterial aus Amphoren, die 2.500 Jahre lang in 60 Metern Tiefe vor der griechischen Insel Chios in einem Schiffswrack lagen – und fanden DNA-Fragmente von Oliven, Oregano und Thymian. Foley und Hansson schließen daraus, dass in den Amphoren mit Kräutern gewürztes Olivenöl transportiert wurde. Das überraschte die Forscher, da bislang angenommen wurde, dass der untersuchte Amphorentyp zum Weintransport diente.
Haufen von Amphoren sind meist das einzige, was von einem antiken Schiffsunglück übrig bleibt. Bislang hatten Archäologen keine Möglichkeit, etwas über den Inhalt der Transportgefäße zu erfahren. Die neue Methode der “molekularen Archäologie” eröffne nun ganz neue Perspektiven, sagt Hansson.
Das Wrack vor Chios diente Forschern der Woods Hole Oceanographic Institution ohnehin dazu, neue Technologien zu erproben: Die Überreste lagen so tief, dass sie für Taucher nicht mehr erreichbar waren. Die Forscher kartierten das Wrack daher 2005 mit einem autonomen Roboter, der mit digitaler Kamera und hochempfindlichem Sonar ausgestattet war.
Das versunkene Schiff ist für Archäologen besonders interessant, weil es aus der klassischen Epoche der hellenistischen Zeit stammt: Als das Handelsschiff unterging, lebten Plato und Aristoteles in Athen, Mathematik, Philosophie und Kunst erlebten eine frühe Blütezeit. Nun hoffen die Forscher, mit Hilfe der Molekularbiologie mehr über Handelswege und Wirtschaftsbeziehungen zu erfahren.
New Scientist, 27. Oktober Originalarbeit der Forscher: Brendan Foley (Woods Hole Oceaonographic Institution) und Maria Hansson (Lund Universität, Schweden): Journal of Archaeological Sciences, DOI: 10.1016/j.jas.2007.08.009 Ute Kehse