Bislang waren Historiker davon ausgegangen, dass Skythen und Sarmaten im ersten Jahrtausend vor Christus (Eisenzeit) die ersten waren, die in den südrussischen Steppen eine nomadische Lebensweise führten. Neue Ausgrabungen bronzezeitlicher Grabhügel zeigen jedoch, dass bereits 2000 Jahre früher Stämme zwischen Don und Wolga lebten, die die Weidewirtschaft beherrschten. Die Weidewirtschaft erlaubte ihnen eine nomadische Lebensweise.
Bei Ausgrabungen an bronzezeitlichen Grabhügeln in Südrussland konnte ein Expertenteam mit neuesten Datierungs- und Analysemethoden feststellen, dass Nomaden bereits im dritten Jahrtausend vor Christus Weidewirtschaft praktizierten. Vor allem Pollenanalysen und die Technik, an Hand von Tierzähnen Jahreszeiten zu bestimmen, erlaubten die Rekonstruktion des Jahresablaufs dieser frühen Nomaden, berichtet Forscher Shishlina von der archäologischen Abteilung des Staatlich-Historischen Museums in Moskau.
Aus zahlreichen Pollenproben aus Gräbern konnten die Forscher rekonstruieren, zu welcher Jahreszeit die Toten bestattet wurden. Die Wissenschaftler machten sich aber auch die unterschiedlichen Wachstumsphasen bei Tierzähnen zunutze, um die Sommer- und Winterweideflächen der alten Viehherden zu identifizieren. So wachsen die Zähne im Frühjahr und Sommer schnell, im Herbst und Winter hingegen sehr langsam.
Birgit Kahler