Eines der wichtigsten Artefakte aus einer Mayastadt sind die Stelen, mannshohe Steintafeln auf denen der König all seine Taten niederschreiben ließ. Fehlen diese, so haben die Archäologen keinerlei Anhaltspunkte mehr über die Geschichte der Stadt. Die Stelen zieren unterdessen bereits, in kleine transportable Stücke zersägt, die Kaffeetische der reichen Amerikaner, Europäer und Japaner.
Don Valentino, der über 30 Jahre an der Fundstätte Caracol in Belize arbeitete, sagt, er habe alle möglichen Arten von Räubern gesehen. So zum Beispiel sieben bis an die Zähne bewaffnete Diebe aus Guatemala in Guerrilla-Uniformen. Als der Bürgerkrieg in Guatemala vorüber war, hatten sie keinerlei Verdienstmöglichkeiten mehr und versuchten so, mit Kunstraub ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Aber dann gibt es da noch die ausländischen Archäologen die „legalen Diebe“, wie Valentino sie nennt. Zu oft konnte er miterleben, wie die Archäologen heimlich nicht alle Funde aus den Gräbern an die archäologische Kommission von Belize aushändigten.
Ein weiteres Problem sind die Horden von Touristen, die alle ein Souvenir mit nach Hause nehmen wollen, wozu sich noch unausgegrabene Städte hervorragend eignen. Touristen von heute sind nicht mehr mit Kameras, sondern mit Spaten ausgerüstet und zerstören somit den historischen Wert der Funde. Nur ein Fundzusammenhang macht es den Archäologen möglich die Geschichte der Maya zu rekonstruieren, nicht aber wahllos durchwühlte Gräber. So stehen zwar im Zimmer der archäologischen Kommission von Belize hunderte wundervoll bemalter Vasen und Gefäßen mit Inschriften, doch die meisten sind nur verlorene Stücke eines Puzzles, das nie wieder zusammengesetzt werden kann.
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