Die Zivilisation der Sumerer tauchte in Süd- Mesopotamien im 5. Jahrtausend vor Christus auf. Bereits im 3. Jahrtausend hatten sie mit Hilfe von Bewässerungswirtschaft, einem ausgeklügelten Schriftsystem und hochwertiger Kunst große Macht erlangt. Bestattungsrituale waren den Sumerern sehr wichtig, denn sie glaubten, dass die Seelen jener Toten, die sie nicht ordentlich beigesetzt hatten, zurückkommen und den noch lebenden Verwandten Schaden zufügen würden. Deshalb gaben sie ihren Verstorbenen deren wichtigsten irdischen Besitz mit ins Grab und pflegten die Grabstätten.
Der Friedhof von Umm al-Ajarib ist sehr regelmäßig wie eine Stadt mit Straßen und Wegen angelegt. Muscheln, Gefäße, Perlen, Irdenware (niedrig gebrannte Keramik) und Statuen säumen die Gassen. Die Sumerer bestatteten ihre Toten hauptsächlich in Särgen aus Ziegeln, die sie mit Bitumen (teerähnliches Material) und Mörtel verpackten. William Hayes Ward entdeckte den Friedhof bereits im Jahr 1886 als erster Europäer. Doch hatte die große Anzahl von Skorpionen, welche dem Friedhof auch den Namen „Mutter der Skorpione“ einbrachte, Grabräuber wie Wissenschaftler in jüngster Zeit gleichermaßen ferngehalten, vermuten die verantwortlichen Archäologen Fadhil Abdulwahid und Donny Youkhanna von der Universität in Bagdad. Soviel ist jedoch sicher: Grabräuber haben sehr viele Fundstücke aus den Gräbern geraubt. Darunter Goldornamente, Rollsiegel aus wertvollen Steinen und Statuetten. Wie groß der Schaden für die Wissenschaft ist kann Youkhanna nicht abschätzen, „aber er ist sicher groß.“
Hauptanliegen des Archäologen Youkhanna ist es zu beweisen, dass es sich bei der ganzen Fundstätte, die mehrere Quadratkilometer umfasst und von der der Friedhof die größte Fläche einnimmt, um einen heilige Stadt handelt. Einen dreiteiligen Tempel mit riesigen bis zu 3 Yard hohen Mauern hat Youkhanna bereits gefunden. Wie viele andere sumerische Heiligtümer ist auch dieser Tempel aus luftgetrockneten Lehmziegeln errichtet worden. Eine Tontafel liefert eine Liste von Nahrungsmittelrationen – Weizen, Gerste, Datteln und Öl – die an Tempeldiener als Opfergabe für die Götter geliefert wurden, leider ohne Namen oder Bilder.
Die Funde aus dem Tempel selbst – ein Steingefäß mit Keilschrift-Inschrift, ein großartiges Elfenbeinrollsiegel und einige Gefäße – sind bedeutend. Trotzdem verstehen die Forscher noch wenig von der Geschichte der Stadt.
Marion Herzog und Associated Press