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Mumifizierte Leckerbissen

Geschichte|Archäologie

Mumifizierte Leckerbissen
Fleischmumien.jpg
Fleisch-Mumie aus dem Grab von Yuya and Tjuiu (1386-1349 v. Ch.). Credit: Image courtesy of PNAS.
Ein möglichst perfekt konservierter Körper, prachtvolle Schätze… und auch etwas Feines zu essen: Neben Mumien und Kunstschätzen fanden Archäologen in altägyptischen Gräbern immer wieder Nahrungsmittel als Grabbeigaben, darunter konserviertes Fleisch. Diese sogenannten Fleisch-Mumien haben Forscher nun erstmals genau unter die Lupe genommen. Sie konnten zeigen, dass es bei der Qualität der Konservierung große Unterschiede gab, je nachdem wie reich der Verstorbene war. Die exklusivsten Varianten der Fleisch-Mumien waren ähnlich aufwendig mumifiziert worden wie die Körper einiger Toten.

 

Im alten Ägypten hatten die Menschen eine sehr realistische Vorstellung vom Leben nach dem Tod. Sie glaubten, dass eine möglichst perfekte Konservierung des Leichnams im Diesseits für das Leben im Jenseits wichtig sei. So entwickelten sie aufwendige Mumifizierungstechniken, bei denen teils kostbare Substanzen wie Balsam und Harze zum Einsatz kamen. Das Grab des Toten wurde darüber hinaus häufig mit spektakulären Grabbeigaben ausgestattet. Die Funde im Grab des Pharao Tutanchamun dokumentieren dies eindrucksvoll. Neben Kunstschätzen gab man den Verstorbenen auch mumifizierte Tiere mit auf die Reise und auch an Proviant sollte es nicht fehlen. Diese Speisen umfassten neben Brot und Leckereien auch Fleischprodukte. Doch eins sollte es in einem altägyptischen Grab niemals geben: Verwesungsgestank. Deshalb wurden die deftigen Köstlichkeiten konserviert, in Bandagen gehüllt und in kleine Särge gelegt. Welche Techniken bei diesen Fleisch-Mumien zum Einsatz kamen, war bisher kaum erforscht. Diese Lücke haben Katherine Clark von der University of Bristol und ihre Kollegen nun geschlossen.

 

Vom Trockenfleisch bis zur Luxus-Variante

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Sie haben im Rahmen ihrer Studie Proben von vier Fleischmumien untersucht, die aus unterschiedlichen Gräbern stammten. Es handelte sich um ein Stück Kalbfleisch ( 1064 – 948 v. Ch.) , Entenfleisch (~ 1290 v. Ch.) , Ziegenfleisch (~ 1290 v. Ch.) und um Rinder-Rippen ( 1386 – 1349 v. Ch.) . Die Analysen zeigten, dass sehr unterschiedliche Techniken zum Einsatz gekommen waren. Das Entenfleisch war einfach nur getrocknet worden. Beim Kalb- und dem Ziegenfleisch fanden die Forscher in den Bandagen hingegen Spuren von tierischen Fetten, die nicht aus dem Fleisch selbst zu stammen scheinen. Es handelte sich demnach vermutlich um Substanzen, mit denen die Bandagen behandelt worden waren. Die aufwendigste Variante stellten die Forscher jedoch bei der Untersuchung der Umhüllung der Rinderrippen fest. Die Bandagen waren offenbar mit einem speziellen Balsam behandelt worden, der kostbare Pflanzenharze enthielt.

 

Diese Prozedur wurde auch bei besonders hohen Standards der Mumifizierung mancher Toten eingesetzt. Die Rinderrippen waren damit also sogar aufwendiger mumifiziert worden als einige Leichname der Pharaonenzeit, sagen die Forscher. Ihnen zufolge dokumentiert dies die deutliche Bandbreite beim Niveau der Techniken – je nach Status des Verstorbenen. Reiche konnten sich kostbare Verfahren leisten, bei anderen musste eben Trockenfleisch reichen. Manche Prinzipien der menschlichen Kultur scheinen sich offenbar nie zu ändern…

 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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