Die Forscher um Fabian Kanz von Medizinischen Universität Wien untersuchten für ihre Studie Knochen aus einem Friedhof, den Archäologen bereits im Jahr 1993 entdeckt haben. Hier ruhen die Gebeine von Gladiatoren, die im 2./3. Jahrhundert nach Christus im damals römischen Ephesos (heutige Türkei) für blutrünstige Unterhaltung sorgten. Die Veranstaltungen hatten vermutlich spektakuläre Ausmaße, denn Ephesos war damals die Hauptstadt der römischen Provinz Asia und besaß über 200.000 Einwohner.
Um der Ernährungsweise der Kämpfer auf die Spur zu kommen untersuchten die Forscher die Knochen mittels spektroskopischer Methoden. So gewannen sie Informationen über Isotopenverhältnisse der Elemente Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel im Kollagen der Knochen sowie das Verhältnis von Strontium zu Calcium im Knochenmineral. Die Ergebnisse ließen Rückschlüsse darauf zu, was die Gladiatoren zu Lebzeiten regelmäßig zu sich genommen hatten.
Kaum Fleisch auf dem Teller
Aus Überlieferungen gab es bereits Hinweise zur Ernährung der Gladiatoren, berichten die Forscher. Historischen Quellen zufolge erhielten sie eine spezielle Diät. Diese bestand aus Bohnen und Getreide. In zeitgenössischen Berichten werden sie als „hordearii“ (Gerstenfresser) bezeichnet. Außerdem gibt es auch Hinweise aus der Literatur über einen besonderen Trank, den die Kämpfer zu sich nahmen. Diese Überlieferungen konnten die Forscher nun durch ihre Untersuchungen bestätigen.
Die Analysen ergaben: Gladiatoren ernährten sich tatsächlich hauptsächlich pflanzlich. Dabei gab es kaum Ernährungsunterschiede zur örtlichen Normalbevölkerung. Auf dem Speiseplan standen vor allem Getreidegerichte und fleischlose Kost. Die Bezeichnung „Gerstenfresser“ bezieht sich wohl darauf, dass Gladiatoren Getreide von eher minderer Qualität erhielten. „Man könnte annehmen, dass Gladiatoren besonders viel Fleisch bekommen haben“, sagt Co-Autorin Sandra Lösch von der Universität Bern, „aber wir haben diesbezüglich keine signifikanten Unterschiede zur Normalbevölkerung von Ephesos gefunden.
Fitness-Getränk für Kämpfer
Doch die Untersuchungen deckten eine andere interessante Besonderheit auf: Gladiatoren wiesen einen hohen Strontium-Anteil in den Knochen auf. Das lässt auf eine gesteigerte Mineralaufnahme der Gladiatoren aus einer Strontium-reichen Calciumquelle schließen. Den Forschern zufolge war ein spezieller Aschetrunk dafür verantwortlich. „Pflanzliche Asche wurde offenbar zur Kräftigung nach körperlicher Anstrengung und zur verbesserten Knochenheilung eingenommen“, erklärt Kanz. Dies erfüllte einen ähnlichen Zweck wie heutzutage die Einnahme von Magnesium und Calcium nach körperlicher Anstrengung, sagen die Forscher.
Die Wissenschaftler wollen nun auch weiterhin den Geheimnissen der Gladiatoren nachgehen: Ein aktuelles Forschungsprojekt soll beispielsweise aufklären, aus welchen unterschiedlichen Regionen des römischen Reiches die Kämpfer nach Ephesos kamen. Auch über diese antiken Migrations-Aspekte können die Merkmale der Knochen aus dem spannenden Gladiatorenfriedhof Aufschluss geben, sagen die Forscher.
Gladiatoren: Tödliche Disziplin