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Erst das Vergnügen, dann die Arbeit

Geschichte|Archäologie

Erst das Vergnügen, dann die Arbeit
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Die Ausgrabungsstätte bei der Höhle von Hilazon Tachtit in Israel. Hier fanden die Forscher Hinweise darauf, dass Menschen schon vor 12.000 Jahren zu Festen zusammen kamen. Credit: Naftali Hilger
Unsere Vorfahren kamen schon vor 12.000 Jahren zu besonderen Anlässen zusammen, um gemeinsam zu feiern. Zu diesem Schluss ist ein Team amerikanischer und israelischer Wissenschaftler anhand von archäologischen Funden gekommen. In der Grabungsstätte im Norden Israels stießen sie auf tierische Überreste in ungewöhnlich hoher Anzahl, die auf eine größere Festivität hindeuten. Der Anlass war höchstwahrscheinlich eine rituelle Beerdigung. Besonders bemerkenswert daran sei die Tatsache, dass es zu dieser Zeit noch nicht einmal üblich war, Ackerbau zu betreiben und Tiere zu züchten.

Das Feiern von Festen ist ein lediglich vom Menschen bekanntes soziales Verhalten, das sich bei allen Kulturen und Völkern findet. Wie früh sich derartige Rituale jedoch schon manifestiert haben, überraschte die Forscher um Natalie Munro von der University of Connecticut dann doch. In der Höhle von Hilazon Tachtit in der Region Galiläa in Israel waren bereits im Jahr 2008 Gräber, darunter das einer mutmaßlichen Schamanin, und Grabbeigaben entdeckt worden. Munro und ihr Team untersuchten nun 12.000 Jahre alte Überbleibsel von rund 71 Schildkröten und drei Rindern, die sie in einer nahe dem Schamanengrab befindlichen Grube gefunden hatten ? eine für diese Zeitperiode ungewöhnlich hohe Zahl derartiger Hinterlassenschaften an einem Ort. Dabei entdeckten sie Kratz- und Schneidespuren in den versteinerten und zum Teil zerlegten Knochen. Diese weisen darauf hin, dass die Tiere geschlachtet und gekocht wurden. ?Das Fleisch dieser Tiere könnte etwa 35 Menschen gesättigt haben?, schätzt Munro. Die Knochen des Viehs und die Schalen der Schildkröten waren um menschliche Überreste herum angeordnet. Daher vermuten die Forscher eine rituelle Bestattung als Beweggrund für das große Treffen.

Die Ursache für den Beginn von gemeinschaftlichem Essen und Trinken war den Wissenschaftlern zufolge eine schnell anwachsende Bevölkerung. Die Menschen seien vermehrt mit anderen Menschen in Kontakt gekommen, was vermutlich auch Ärger verursacht habe. Folglich hätten sie lernen müssen, miteinander auszukommen. ?Dazu dienten diese Ereignisse. Sie förderten die Bildung von Gemeinschaften und halfen, Spannungen zu lockern und solide soziale Beziehungen zu knüpfen?, erklärt Munro.

Die Forscher sehen in diesem zunehmenden Trend zur Sesshaftigkeit den Grund für den dann folgenden nächsten wichtigen Entwicklungsschritt in der Geschichte des Menschen: den Ackerbau. Wo sich vermehrt nomadische Gruppen niederlassen, entsteht eine Ressourcenknappheit. In der Folge habe eine Umbruchphase begonnen, in der die Menschen anfingen, Pflanzen zu kultivieren und Tierhaltung sowie Ackerbau zu betreiben. ?Diese Kombination von zunehmender sozialer Interaktion und Veränderungen in den Ressourcen ist vermutlich der Anlass, der zu den Anfängen des Ackerbaus führte?, fasst Munro zusammen.

Natalie Munro (University Connecticut, Storrs) et al.: PNAS, Onlinevorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.1001809107 ddp/wissenschaft.de – Theresa Klüber
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