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Frost bringt den nördlichen Zivilisationen den Wohlstand

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Frost bringt den nördlichen Zivilisationen den Wohlstand
Länder in tropischen Regionen sind weniger wohlhabend. Das Fehlen von Frost im Winter, so die Vermutung der Ökonomen William Masters und Margaret McMillan, könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen. In ihrer Arbeit untersuchen die Wissenschaftler das Zusammenwirken von ökonomischem Wachstum und geographischen und klimatischen Faktoren anhand biophysikalischer und ökonomischer Daten. Ihre Ergebnisse stellen sie unter dem Titel „Climate and Scale in Economic Growth“ im Journal of Economic Growth vor.

Tropische Gebiete, die Menschen in gemäßigten Klimazonen paradiesisch erscheinen, wären landwirtschaftlich viel schwieriger nutzbar, stellen Masters und McMillan fest. Frost im Winter würde beispielsweise zur Anreicherung des Bodens mit Nährstoffen beitragen. In den Tropen fehlt dieser Prozess vollständig und die Vielfalt der Arten führt gleichzeitig dazu, dass der Aufbau einer fruchtbaren Schicht kaum möglich ist, so die Forscher. Mikroben und Insekten verwerteten sofort die nährreichen Stoffe abgestorbener Pflanzen und wichtige Abbauprodukte wie Kohlenstoffe und Stickstoffe würden verdunsten oder ausgespült werden. Frost böte außerdem eine Barriere für Regenwasser und versorge den Boden im Frühjahr mit ausreichend Feuchtigkeit – eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Saat.

Jährlich wiederkehrende Frostperioden verhinderten auch die massenhafte Ausbreitung gefährlicher tropischer Krankheiten, glauben dir Forscher. Ihre Ausrottung sei durch das Insektensterben in Gebieten mit einem alljährlichen Frostzyklus bedeutend einfacher.

Schon in der Antike bescheinigte der griechische Philosoph Aristoteles den Menschen, die im kalten Klima lebten, einen besonderen Geist. Und schon damals, vermuten Masters und McMillan, könnte die unterschiedliche Entwicklung ihren Lauf genommen haben. Später hätten dann die landwirtschaftlich erfolgreicheren Völker bessere Voraussetzungen für eine industrielle Entwicklung und den daraus resultierenden heutigen Wohlstand gehabt.

Auch Ausnahmen ließen sich mit ihrer Theorie erklären. Staaten wie die Mongolei oder Nordkorea verfügten zwar ebenfalls über günstige klimatische Bedingungen, seien aber totalitäre Regime, in denen bestimmte Wechselwirkungen aufgrund der politischen Verhältnisse nicht wirksam würden. Stadtstaaten wie Singapur und Hongkong hingegen verdankten ihre wirtschaftliche Blüte ihrer Funktion als Handelszentren und machten sie weniger vom Erfolg der Landwirtschaft abhängig.

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Von ihrer Arbeit erhoffen sich die Wissenschaftler ein besseres Verständnis der ökonomischen Wachstumsfaktoren in tropischen Ländern, das langfristig zu einer gezielteren Unterstützung der betroffenen Staaten führen könnte. So wären beispielsweise intensivere Programme zur Ausrottung tropischer Krankheiten oder die gezielte Zucht von Pflanzen für tropische Gebiete denkbar. Gegenwärtig sei jedoch die Armut in den Ländern mit tropischem Klima ein großer Nachteil für private Investitionen und mache gezielte staatliche Hilfe und Unterstützung erforderlich.

Marion Herzog
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