Das umstrittene Patent EP 240208 war 1994 vom Europäischen Patentamt an die inzwischen zum US-Agrarkonzern Monsanto gehörende Firma Calgene erteilt worden. Die Anti-Matsch-Tomate war im Frühjahr 1994 bereits in den USA in den Handel gekommen, dann aber nach Greenpeace-Angaben offenbar wegen unzureichenden Geschmacks wieder vom Markt genommen worden.
Die Forscher von Calgene hatten das Gen entdeckt, das den Abbau der Zellwände steuert und damit die Haltbarkeit der Tomate beeinflusst. Dieses Gen lässt sich blockieren, so dass die Tomate länger frisch bleibt. Das Gen steht im Mittelpunkt des Patents, so dass die Patentansprüche über Tomaten hinaus sich auch auf Äpfel, Birnen, Orangen, Grapefruits, Aprikosen, Avocados, Karotten, Kopfsalat, Kartoffeln, Sellerie, Spargel, aber auch auf Getreide, Tabakpflanzen, Nüsse, Raps, Sojabohnen, Blumen und Waldbäume beziehen.
Die EPA-Entscheidung sei von großer Bedeutung für die Verbraucher, denn die Lebensmittelhersteller würden nun voraussichtlich stark in Abhängigkeit der Gen-Konzerne geraten, erklärte Then. Im vorliegenden Fall handelt es sich bei der Isolierung des entscheidenden Gens nach Ansicht von Greenpeace keinesfalls um eine Erfindung, sondern um eine nicht patentfähige Entdeckung. Es sei ein natürlich vorkommendes Gen, das nicht patentiert werden dürfe, sagte Then. Er erneuerte die Forderung nach einem Verbot von Patenten auf Lebewesen und deren Gene. Dazu sei eine europäische Gesetzesregelung überfällig.
Bereits am Mittwoch hatte das Patentamt ein umstrittenes Patent auf gentechnisch veränderte Pflanzen bestätigt, die gegen ein bestimmtes Unkrautvernichtungsmittel resistent sind. Inhaber dieses Patents (EP 275957) ist die Firma AgrEvo, eine Tochter des europäischen Chemie-Giganten Aventis (Straßburg).
dpa