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Daten entscheiden, wer Herr und wer Knecht ist

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Daten entscheiden, wer Herr und wer Knecht ist
Wie durch die bloße Behandlung von Datenmengen Machtverhältnisse bestimmt werden, beschreibt IBM-Manager und Buchautor Gunter Dueck in der kommenden Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung

Macht und Einfluss in der Firma, dokumentiert durch die Höhe der Rückenlehne des Sessels und der Polsterung des Sitzes ? das war einmal. Vorbei die Zeiten, als die Insignien der Macht noch beguckbar und befühlbar, vielleicht sogar körperlich spürbar waren. Machtfülle im ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhundert, das bedeutet Macht über Daten. Und zwar in ganz anderer Weise als Szenarien vom gläsernen Menschen dies nagelegen. Gunter Dueck, „Distinguished Engineer“ bei IBM und intimer Kenner von Managementstrukturen, beschreibt in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 14.04.02, wie Daten wirklich zur Bestimmung und Erhaltung von Macht genutzt werden.

Die Pauker, die Tag für Tag vor ihrer Rasselbande bestehen müssen, haben vielleicht als erste das Prinzip erkannt, mit dem sie sich die Macht sichern. Die Manager haben sich inspirieren lassen von den bewusst gehüteten Geheimnissen des roten Lehrerkalenders. Es musste doch einen tieferen Sinn haben, warum der Lehrer nur am Halbjahrsende seine Einschätzung kundtat (wenn er es denn überhaupt tat und nicht einfach seine Schüler mit den Noten im geschriebenen Zeugnis überraschte) ? und seine zwischendurch gemachten Notizen über die einzelnen Schüler hütete wie die Kronjuwelen.

Die Nichtfestlegung ist das zentrale Instrumentarium für den Umgang mit Daten. Dueck empfiehlt, doch einmal die Probe aufs Exempel zu machen: „Fragen Sie Ihren Chef einmal vor den anderen Mitarbeitern: ‚Wie hoch sind die Umsätze unseres Bereichs? Wo stehen wir? Wieviel werden wir in diesem Jahr realistisch gesehen schaffen, ohne schummeln zu müssen?‘ “ Wenn der Chef dann sagt, dass das Quartal nicht einfach gewesen sei und dass es nie wieder einfache Quartale geben werde, „weil wir es uns als Big Player nie mehr einfach machen wollen“, dann sollte man weiter nachhaken: „Fragen Sie nach. ‚Wie hoch sind die Umsätze konkret?‘ ? ‚Haha, Sie wollen mich festlegen. Aber es ist noch zu früh. Die Daten müssen erst noch korrigiert werden, bevor sie bekanntwerden dürfen. Daten sind überhaupt sehr relativ, bis sie hart werden. Wenn sie erst hart sind, du meine Güte, dann ist es mit hochprozentiger Wahrscheinlichkeit schon passiert. Es ist dann nichts mehr zu managen. Deshalb sind harte Daten völlig nutzlos. Sie sagen allenfalls, wo wir einst standen. Das Prinzip unserer ganzen Wirtschaft hier liegt aber in der überlebenden Bewegung.'“ Und die Macht liegt in den Daten, solange sie weich sind.

„Macht hat, wer die Daten schmiedet“, ist Duecks Erkenntnis. Sie so zu schmieden, dass man sich möglichst lange nicht festzulegen braucht, ist das zentrale Instrumentarium für den Umgang mit Daten. Wer es virtuos beherrscht, kann die Macht, bei Beachtung einiger anderer Regeln über Zeigen und Festlegen von Daten, lange behalten.

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