Trainer, die nach einem Spiel in den Medien interviewt werden, sagen im Prinzip immer das Gleiche. Der einzige Unterschied, der auszumachen ist, bezieht sich darauf, ob des Trainers Mannschaft gerade gewonnen oder verloren hat. Dies hat der Kommunikationswissenschaftler John Llewellyn von der Wake Forest University festgestellt, der sich seit Jahrzehnten mit Sportkommentaren beschäftigt.
Die Redeweise von Trainern – „Coachtalk“ genannt – analysiert der Wissenschaftler in einem Kapitel seines demnächst erscheinenden Buches „Case Studies in Sport Communication“. „Wenn Sie oft genug den Äußerungen von Trainern zugehört haben, haben Sie irgendwann den Eindruck, das alles schon einmal gehört zu haben“, sagt Llewellyn. „Und das Beste ist: Sie haben es tatsächlich alles schon einmal gehört.“ Der Forscher analysierte Zeitungsberichte von Basketballtrainer-Äußerungen aus den Jahren 1976 bis 2000. Bald konnte er bestimmte immer wiederkehrende Muster erkennen, die sich nur dadurch unterschieden, ob die Mannschaft des Trainers gerade gewonnen oder verloren hatte.
Trainer einer Gewinner-Mannschaft heben gewöhnlich alle Aspekte des Spiels hervor, bleiben dabei aber betont bescheiden. Gern betonen sie auch die traditionellen Werte des Sports. Und schließlich vergessen sie auch nicht zu erwähnen, wie hart das Team während der Saison gearbeitet und wie es gelitten hat. Trainer einer Verlierer-Mannschaft verbeugen sich gleichsam vor den Gewinnern, geben aber ihren Fans gleichzeitig eine neue Definition von „gewinnen“. Sie sagen dann so etwas wie „Es ist schon eine Ehre, hier zu sein.“ Zu den Standards des Coachtalks gehört es auch, „Gewinnen ist nicht alles“ zu sagen. Interessanterweise, so Llewellyn, dürfen das aber nur die Trainer sagen, deren Team gerade gewonnen hat. „Wenn es die Anderen sagen, zeigen sie damit eine gestörte Haltung“, sagt Llewellyn.
„Die Anzeigetafel ist nur der Anfang“, erklärt Llewellyn die Wichtigkeit der Trainer-Äußerungen. „Dem Ergebnis eine bestimmte Duftnote zu geben, macht eine Qualität eines Trainers aus.“
Doris Marszk