Dennoch haben die Banken auf dem Weg zu marktwirtschaftlichen Institutionen in punkto Kundendienst erhebliche Fortschritte gemacht: So bieten inzwischen 98 Prozent der Kreditinstitute ihren Kunden Girokonten, 96 Prozent bieten Sparkonten, 86 Prozent Devisenumtausch und 82 Prozent finanzielle Beratung. Kurzfristige Kredite mit unter einem Jahr Laufzeit sind bei 94 Prozent der Banken zu erhalten. Längerfristige Kredite mit über drei Jahren Laufzeit allerdings nur bei 49 Prozent. Um fehlendes Kapital zu überbrücken, erleichtern 47 Prozent der Banken den Naturaltausch zwischen Unternehmen – eine für westliche Banken eher unübliche Geschäftspraxis.
Auch bei den Besitzverhältnissen gehen in Russland die Uhren anders: 77 Prozent der Banken berichten, dass der Großteil ihrer Aktien von Unternehmen gehalten wird, die nicht aus dem Finanzsektor stammen. Dies erhöht die Gefahr, dass Gelder ins Ausland transferiert werden und der Kapitalabfluss aus Russland zunimmt, so die Studie. Typisch für neue russische Banken ist, dass ihre Gründung von großen Industriekonzernen forciert wird, während im Westen Banken Initiatoren der industriellen Entwicklung waren und sind. Lane zufolge zeigen sich Parallelen zum frühen Industriekapitalismus in England. Die russische Regierung entwickelt inzwischen Strategien, um mehr Fremdkapital nach Russland zu locken. So will der Staat künftig seine Präsenz im Banksektor beträchtlich vermindern.