Gerhard Meyer und seine Kollegen suchten sich unter den Besuchern eines Casinos zehn Spieler als Versuchspersonen und baten sie “Siebzehn und Vier” zu spielen, wobei sie eigenes Geld einsetzen sollten. Während des Spiels maß Meyer Wechsel in der Herzschlagfrequenz sowie das Cortisol-Niveau im Speichel der Probanden. In einem Kontrollexperiment baten die Forscher die Probanden, nur um Punkte und nicht um Geld zu spielen. Es zeigte sich, dass sowohl die Herzschlagfrequenz als auch die Cortisol-Konzentration im Speichel höher waren, wenn die Probanden um Geld spielten.
“Das ist das Belohnungssystem des Körpers”, erklärt Meyer. “Die Theorie der Sucht ist, dass wenn man eine süchtigmachende Substanz zu sich nimmt, mehr Dopamin ausgeschüttet wird. Genau dies findet statt, wenn Leute Drogen oder Alkohol zu sich nehmen. Wenn Leute spielen, dann empfinden sie die Euphorie, die andere beim Alkohol oder beim Rauschgift spüren, in einem Ersatzverhalten. Cortisol könnte zu solchen Stimmungsveränderungen beitragen.”
In der Forschung ist der Ansatz, auch Verhaltensweisen, bei denen kein Rauschmittelkonsum beteiligt ist, unter gegebenen Umständen als Sucht zu klassifizieren, nicht unumstritten. Mark Griffiths, Psychologe an der Nottingham Trent University, der selbst die Spielsucht als Sucht anerkennt, erläutert die Problematik so: “Wenn man es akzeptiert, dass Sucht auch ohne die Einnahme bestimmter Substanzen entstehen kann, dann kann man Sex, Computer-Spiele, ja sogar Gartenarbeit als Sucht anerkennen – es öffnet die Schleusen zur Suchtanerkennung von allem und jedem.” (Biological Psychiatry, Vol. 48, S. 948)