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Trojanische Schafe

Geschichte|Archäologie

Trojanische Schafe
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Mit verseuchten Schafen könnten die Hethiter ihre Feinde geschwächt haben. Bild: United States Department of Agriculture
Vor 3.300 Jahren wurden im Mittleren Osten bereits Bakterien als biologische Kampfstoffe eingesetzt. Das schließt der kanadische Mikrobiologe Siro Trevisanato aus Schriften der Hethiter, deren Reich von der heutigen Türkei bis in den Norden Syriens reichte. Demnach trieben die Hethiter Schafböcke zu ihren Feinden, um diese mit Tularämie zu schwächen. Diese Krankheit, auch Hasenpest genannt, wird durch das Bakterium Francisella tularensis ausgelöst und kann von Tieren auch auf Menschen übertragen werden.

Briefe an den ägyptischen König Echnaton um 1335 vor Christus berichten von einer Seuche in Simyra, eine Stadt der Phönizier in der Nähe der heutigen Grenze zwischen dem Libanon und Syrien. Die Texte beschreiben eine furchtbare Krankheit, die Invalidität und Tod brachte. Es wird auch geschildert, dass Esel aufgrund der Seuche nicht mehr in Karawanen genutzt wurden. Die Hasenpest sei für diese todbringende Epidemie im Mittleren Osten verantwortlich gewesen, vermutet Trevisanato.

Ein Jahrzehnt später fielen die Hethiter in die geschwächte Region um Simyra ein und erbeuteten dabei Vieh ? und damit auch die Tularämie. Kurze Zeit darauf erkrankten Hethiter an der Seuche. Die Geschichte schien sich ein paar Jahre später zu wiederholen, als die Arzawans aus dem Westen Anatoliens entschieden, die angeschlagenen Hethiter anzugreifen.

Aus dieser Zeit zwischen 1320 und 1318 vor Christus gibt es Überlieferungen von Schafböcken unbekannter Herkunft, die auf den Straßen der Arzawans gesehen wurden. Die Arzawans nahmen die Schafe mit in ihre Dörfer und nutzen sie zur Zucht. Trevisanato glaubt nun, dass einer der Hethiter die Idee hatte, verseuchte Tiere zu den Feinden zu schicken. Letzten Endes könnte der Plan aufgegangen sein, denn die Arzawans waren so geschwächt, dass ihr Angriffsversuch auf die Hethiter fehlschlug.

Die Hasenpest kann von Tieren wie Hasen und Schafen durch zum Beispiel Zecken auf den Menschen übertragen werden. Die Symptome der Erkrankung reichen von Geschwüren der Haut bis zur Ateminsuffizienz. Heutige Medikamente können den Verlauf der Erkrankung stoppen. Ohne Behandlung sterben aber etwa 15 Prozent der Infizierten.

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NewScientist, Onlinedienst Originalarbeit: Siro Trevisanato (Oakville, Kanada): Journal of Medical Hypotheses, Onlinevorabveröffentlichung, DOI: 10.1016/j.mehy.2007.03.02 ddp/wissenschaft.de ? Gesa Graser
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