Karthago gilt als die bedeutendste Handelsniederlassung der phönizischen Kauffahrer. Sie reisten im Westen von Spanien bis Britannien, um dort die Metall- und Rohstoffvorkommen aufzuspüren. Um 800 v. Chr. war die „Neue Stadt“ (so die Bedeutung des Namens „Karthago“) als Kolonie der Hafenstadt Tyros (im heutigen Libanon) gegründet worden. Schon das alte Testament rühmt den weitreichenden Handelsverkehr der Tyrier. Als deren Erben erschienen die Karthager im traditionellen Geschichtsbild als punische, das heißt westphönizische Händler.
Militärisch, so sahen es viele in der Antike, wurden die Karthager nur aktiv, wenn es galt, für ihre Handelswege sowie Rohstoff- und Absatzmärkte zu kämpfen. Dafür nahmen sie sich fremde Söldner, die nur dann gut kämpften, wenn die Kasse stimmte. Aus diesem Grunde dachte sich – wie Plutarch berichtet – der athenische Politiker Alkibiades im Jahre 415 v. Chr., als er gegen Syrakus auf Sizilien zog, dass er ja eigentlich auch gleich Karthago mit erledigen könnte. Dieser Feldzug wurde dann zur größten militärischen Katastrophe in der damaligen Geschichte der Athener. Offenbar waren die Katharger militärisch weder wehrlos noch in der Kriegskunst unbewandert.
Im Jahre 410 v. Chr. begannen die Karthager ihren ersten Krieg in Westsizilien. Zeitgleich dazu prägten sie die ersten Münzen. Das ist kein Zufall, wie Günther, Professorin für Alte Geschichte an der Universität Bochum, herausfand. Diese Münzen wurden nämlich in einer Prägestätte auf Sizilien hergestellt und das vorgesehene Umlaufgebiet war eben diese Insel beziehungsweise die griechische Welt allgemein, nicht aber Nordafrika. Das beweisen die Aufschriften in punischen Buchstaben „Karthago“ (qrthdst) und „Heerlager“ (mhnt). Außerdem richteten die Karthager diese Münzen nach dem Gewichtsystem der Athener aus. Wie die Drachme wog eine solche Münze etwa 4,5 Gramm und war aus Silber. In Karthago selbst begann die Münzprägung erst 30 bis 40 Jahre später, und hier verwendete man das phönizische Gewichtssystem und Gold als Material für die Münzen.
Welches Verhältnis die Karthager zu den von ihrem Heer eroberten Stätten hatten, lässt sich an den Münzbildern ablesen: Die allererste Münzserie der Karthager auf Sizilien zeigt auf der Vorderseite die Büste eines Pferdes, auf das die geflügelte Siegesgöttin Nike zufliegt, um es zu bekränzen. Ein ähnliches Motiv mit einer Pferde-Quadriga (s. Foto) findet sich auf den ureigenen Münzen von Syrakus und anderen sizilianischen Städten. Auf der Rückseite der ersten punischen Münzen war eine Palme abgebildet, vermutlich als Symbol für die nordafrikanischen Phönizier (griechisch „phoinix“ = Palme). Seit 350 v. Chr. änderte sich die Motivdarstellung auf den Münzen: Jetzt war auf der Vorderseite der Münze die karthagische Göttin Tanit (s. Foto) und auf der Rückseite der Pferdekopf neben einer Palme zu sehen. Das deutet darauf hin, dass ab der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. die Karthager Westsizilien als ihre Provinz betrachteten.
Karthagos Seeherrschaft im zentralen Mittelmeer wurde erst von den Römern im 1. Punischen Krieg (264-241 v. Chr.) gebrochen. Am Ende des 3. Punischen Krieges (148-146 v. Chr.) wurde Karthago politisch und physisch vernichtet. Cato der Ältere hat dies nicht mehr erlebt. Aber möglicherweise hatte er ein historisches Wissen, das bis weit vor den 1. Punischen Krieg zurückreichte und in dem die Karthager keineswegs nur als reiche Händler erschienen, sondern als Volk mit durchaus imperialistischen Absichten, die den nicht minder imperialistischen Römern hätten gefährlich werden können. Darum, und nicht etwa, weil er die üppigen Feigen Karthagos einheimsen wollte, forderte er „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.“