Mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung von jahrzehntelang totgeschwiegenen Themen wollen Polen und Russland die “weißen Flecken” in ihrer Geschichte entfernen. Erstes konkretes Beispiel ist die Veröffentlichung von Dokumenten des sowjetischen Geheimdienstes NKWD über die Verfolgung polnischer Untergrundkämpfer in Ostpolen, das entsprechend der geheimen Abmachungen des Hitler-Stalin-Pakts im September 1939 von sowjetischen Truppen besetzt wurde. Die zweibändige Studie wurde nun in Warschau vorgestellt.
Die russisch-polnische Dokumentensammlung “Der polnische Untergrund in der Westukraine und dem westlichen Weißrussland von 1939 und 1945” wurde durch ein polnisch-russisches Abkommen vom vergangenen Jahr möglich, in dem der Zugang polnischer Historiker und Archivare zu den bislang geschlossenen Archiven des russischen Sicherheitsdienstes vereinbart wurde.
Außer Geheimdienstberichten über die Tätigkeit der polnischen Untergrundbewegung enthält die Sammlung auch mehr als 20 Verhörprotokolle des NKWD. “Man kann sehen, was für unmenschliche Methoden angewandt wurden, um Geständnisse zu erzwingen”, sagte Andrzej Tucholski, einer der Herausgeber, über die stalinistischen Methoden. “Für mich sind das wirklich erschreckende Materialien.”
Weitere Veröffentlichungen vor russischen Archivmaterialien sind Tucholski zufolge geplant. Als nächstes soll ein Band über die Deportation von Polen ins heutige Kasachstan erscheinen.
dpa
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