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Mäuse auf großer Fahrt

Geschichte|Archäologie

Mäuse auf großer Fahrt
Auf ihre Entdeckungsfahrten nahmen die Wikinger Nutztiere mit ? und, unwissentlich, auch ein paar weniger nützliche Gesellen: Versteckt im Futter für die Tiere, vor allem Heu und Getreide, reisten Hausmäuse mit. Jetzt haben Wissenschaftler anhand des Erbguts der kleinen Nager die Reiseroute der nordischen Krieger rekonstruieren können.

Die Verbreitung von Hausmäusen ( Mus musculus) hängt eng mit der des Menschen zusammen. Vermutlich in Indien heimisch, gelangte die Östliche Hausmaus Mus musculus musculus etwa 4.000 vor Christus in menschlichem Reisegepäck über Zentralasien nach Westeuropa. Die Westliche Hausmaus Mus musculus domesticus kann ungefähr während der gleichen Zeit am Mittelmeer nachgewiesen werden. Von dort reiste sie mit den Römern weiter gen Nordwesten bis auf die Britischen Inseln. Im 8. Jahrhundert brachten dann die Wikinger die blinden Passagiere ? versteckt in Heu und Getreide ? mit in ihre norwegische Heimat.

Ein Forscherteam um Eleanor Jones von der Universität im schwedischen Uppsala konnte nun die nächsten Wege der Hausmäuse nachvollziehen: Es ging nach Island und Grönland. Die Wissenschaftler verglichen dazu das Erbgut heute in diesen Gebieten vorkommender Hausmäuse mit dem von Skelettfunden aus der Wikingerzeit. Dabei konzentrierten sie sich auf vier Bereiche im Genom der Kulturfolger, welche die Unterscheidung zwischen M. m. musculus und M. m. domesticus zulassen.

Im Schlepptau der Wikinger

Laut den Ergebnissen des Teams besiedelte die Westliche Hausmaus Island ? als blinde Passagiere der Wikinger. Bis heute ist M. m. domesticus dort heimisch. Und ihr Erbgut hat sich in den vergangenen 1.000 Jahren vergleichsweise wenig verändert. Jones geht davon aus, dass das mit dem Gründereffekt und der weitgehenden genetischen Isolation aufgrund der Insellage zusammenhängt.

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Von Island ging es für Hausmaus wie Wikinger weiter nach Grönland. Im Gegensatz zu Island lebt heute auf Grönland keine einzige M. m. domesticus mehr, dafür aber ihre Östliche Verwandte M. m. musculus. Jones? Erklärung: M. m. domesticus starb auf Grönland nach einiger Zeit wieder aus. Einige Jahrhunderte später gelangte dann M. m. domesticus von Dänemark aus auf die größte Insel der Welt.

In Neufundland lebt heute wie auf Island M. m. domesticus. Eine Verwandtschaft der beiden Populationen konnten die Wissenschaftler jedoch nicht feststellen. Es liege nahe, dass eventuell eingeschleppte Mäuse nach nicht allzu langer Zeit wieder verschwanden? genau wie die wenigen Wikinger, die Anfang des 11. Jahrhunderts auf der nordamerikanischen Insel landeten.

Erst im 15. Jahrhundert, mit der endgültigen Besiedelung Nordamerikas, breiteten sich die Nager auch dort aus.

Eleanor Jones (Universität Uppsala) et al.: BMC Evolutionary Biology © wissenschaft.de ? Marion Martin
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