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Was große und kleine Cliquen zusammenhält

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Was große und kleine Cliquen zusammenhält
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Schematische Darstellung von sozialen Netzwerken beruhend auf Mobiltelefon-gesprächen...
Was eine Gruppe im Inneren zusammenhält, hängt stark von ihrer Größe ab: Kleine Gruppen sind dann am stabilsten, wenn sie auf einigen wenigen intensiven und dauerhaften Beziehungen basieren. Große Gruppen benötigen hingegen einen häufigen Wechsel der Mitglieder und dynamische Veränderungen, um möglichst lange zu bestehen. Das hat ein amerikanisch-ungarisches Forscherteam bei der Analyse von Kontakten und sozialen Wechselwirkungen in zwei unterschiedlichen Netzwerken entdeckt, in denen insgesamt über vier Millionen Nutzer erfasst waren. Aus den Ergebnissen entwickelten die Wissenschaftler außerdem eine Formel, mit der sich die Stabilität einer Gruppe vorhersagen lässt.

Die Statistiker werteten für ihre Analyse eine Datenbank mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen von mehr als 30.000 Autoren aus 142 Monaten und die Aufzeichnungen über alle Telefongespräche von etwa vier Millionen Kunden eines Mobilfunkanbieters aus. Man habe sich bewusst für zwei grundlegend unterschiedliche Netzwerke entschieden, schreiben die Forscher: Bei den Telefongesprächen werden immer nur kurze Interaktionen zwischen zwei Mitgliedern des Netzwerkes berücksichtigt, während die erfassten Wissenschaftler meist mit mehr als einem Kollegen kooperieren und diese Zusammenarbeit häufig über viele Monate beibehalten. Aus möglichen Gemeinsamkeiten dieser unterschiedlichen Varianten lasse sich dann auf generelle Effekte schließen.

Innerhalb der beiden Netzwerke bildete sich mit der Zeit eine ganze Reihe kleinerer und größerer Gruppen, wobei die Wechselwirkungen bei den Forscherkooperationen insgesamt dynamischer waren als bei den Telefonkunden, zeigte die Auswertung. Für beide galt jedoch, dass sich die Gruppendynamik zwischen kleinen und großen Gruppen deutlich unterschied: Bei kleinen Gruppen war eine möglichst statische Zusammensetzung des Kerns mit lediglich geringen Veränderungen bei den anderen Mitgliedern optimal, um eine lange Lebensdauer der Gruppe zu erreichen. So habe es etwa eine Forscherkooperation gegeben, in der drei Individuen eine Gruppe über 52 Monate lang zusammenhalten konnten.

Die großen Gruppen hielten dagegen umso länger, je mehr Fluktuationen es gab, sowohl was die Zusammensetzung als auch was die Gruppengröße betraf. Solche losen Gemeinschaften finden sich beispielsweise bei Institutionen oder großen Firmen, die auch dann weiterexistieren, wenn alle Mitglieder nach und nach durch andere ersetzt worden sind.

Um vorherzusagen, ob eine Gruppe stabil bleibt oder nicht, sind außerdem die Kontakte der einzelnen Mitglieder innerhalb und außerhalb der Gemeinschaft entscheidend, zeigte die weitere Analyse: Eine Gruppe lebt umso länger, je mehr Beziehungen die Angehörigen zu anderen Mitgliedern der Gruppe haben und je weniger nach außen. Investieren die Mitglieder hingegen viel Zeit und Energie in Kontakte zu anderen Gruppen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Gemeinschaft zerfällt. Die Ergebnisse könnten nach Angaben der Forscher helfen, die Struktur und die Entwicklung von Gesellschaften besser zu verstehen.

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Tamás Vicsek et al.: (Eötvös-Universität, Budapest) Nature, Bd. 446, S. 664 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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