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Soziale Gene

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Soziale Gene
Die Gene bestimmen zu einem größeren Teil das Sozialverhalten des Menschen als bislang angenommen. Zu diesem Schluss kommt zumindest der kanadische Psychologe Philippe Rushton nach der Auswertung einer Studie über Verhaltensähnlichkeiten eineiiger und zweieiiger Zwillingspaare. Dabei fand er bei den eineiigen, genetisch identischen Zwillingen deutlich größere Ähnlichkeiten im Sozialverhalten als bei den nicht-identischen Geschwisterpaaren. Der wegen seiner Rasse-Theorien äußerst umstrittene Forscher von der Universität von West-Ontario in London (Kanada) stellt seine Studie in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences vor (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2004.2941).

Die Persönlichkeit eines Kindes wird von seiner genetischen Veranlagung und von seiner Umwelt geprägt. Um zu bestimmen, wie stark der jeweilige Einfluss von Genen und Umwelt ist, werden häufig eineiige und zweieiige Zwillingspaare untersucht, da bei ihnen der Anteil der genetischen Übereinstimmung bekannt ist. So haben eineiige Zwillinge zu 100 Prozent und zweieiige zu 50 Prozent das gleiche Erbgut. Auch leben Zwillingspaare meist in der gleichen Familie, so dass bei ihnen auch das so genannte gemeinsame Umfeld übereinstimmt, zu dem beispielsweise der Beruf des Vaters, die angewendeten Erziehungsmethoden oder grundsätzliche moralische Einstellungen gehören.

Rushton untersuchte mithilfe eines Fragebogens bei 174 eineiigen und 148 zweieiigen Zwillingen, wie sehr die Gene das Sozialverhalten bestimmen. Die Probanden sollten dabei beurteilen, wie gut Sätze wie „Ich bin jemand, auf den andere sich verlassen können“ oder „Es ist wichtig, zu beenden, was man angefangen hat“ auf sie zutrafen. Bei den eineiigen Geschwistern stimmten die Antworten fast doppelt so häufig überein wie bei den zweieiigen, zeigte die Auswertung.

Da zwischen den Gruppen nur der Grad der genetischen Übereinstimmung und nicht das Umfeld variierte, muss dieser Unterschied durch die Gene zustande kommen, schließt Rushton aus den Ergebnissen. Sie spielen seiner Ansicht nach die wichtigste Rolle dabei, wie ausgeprägt das Sozialverhalten eines Menschen ist. Einen etwas geringeren Einfluss hätten unterschiedliche persönliche Erfahrungen, die die Geschwister nicht miteinander teilen, wie der eigene Freundeskreis oder erlittene Unfälle oder Krankheiten. Die familiäre Umgebung spiele dagegen eine eher untergeordnete Rolle, schreibt Rushton.

ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel
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