Mädchen, die ohne eigenen Vater aufwachsen, werden durchschnittlich früher schwanger. Der Grund dafür scheint entgegen älteren Annahmen nicht nur der in vielen Scheidungsfamilien höhere soziale Stress zu sein, sondern die häufig früher einsetzende Entwicklung der Teenager. Das berichten neuseeländische Wissenschaftler im Wissenschaftsmagazin „New Scientist“ (17. Mai, S. 13).
Die Abwesenheit des Vaters ist oft gleichbedeutend mit einem geringeren Einkommen und verursacht Stressfaktoren bis zur häuslichen Gewalt. Diese wiederum können nach einer Stresstheorie zu Verhaltensproblemen und sexueller Frühreife der Töchter führen. Doch die Wissenschaftler um Bruce Ellis von der
Universität von Canterbury in Christchurch zeigten nun in einer Studie an über 700 Mädchen, dass die vaterlosen Kinder auch ohne diese Stressfaktoren früher sexuell aktiv und daher auch öfter schwanger werden. Ellis vermutet, dass die Persönlichkeit dieser Mädchen sich bereits in jüngeren Jahren so verändert, dass die Teenager eher mit dem anderen Geschlecht umzugehen bereit sind als Mädchen aus einer intakten Familie.
Entscheidend ist dabei aber nicht nur eine reine Vaterfigur. Der eigene Vater muss es schon sein, da Stiefväter das Sexualleben ihrer Stieftöchter offenbar sogar noch früher beginnen lassen. Vielleicht spielt hier Nachahmung eine Rolle: Die Mädchen lernen von ihren Müttern, dass und wie man sich verabredet.
Diese Erkenntnisse sind Wasser auf den Mühlen all derjenigen, welche die traditionelle Familie verteidigen. Doch laut Ellis zeigt die Studie bisher noch keine tatsächlichen Gründe für die Frühreife. Möglicherweise sei die eigentliche Ursache auch überhaupt nicht in der Abwesenheit des Vaters zu finden, sondern wieder einmal in den Genen: Die Mädchen könnten die Tendenz zu einem risikoreichen Sexualverhalten geerbt haben.
ddp/bdw ? Stefanie Offermann