Fernsehsendungen wie Aktenzeichen XY oder Crimewatch, die zur Aufklärung von Verbrechen beitragen sollen, motivieren und inspirieren Verbrecher. Das sagte der Kriminologe Roger Matthews am Montag dem Stuttgarter Nachrichtendienst Wissenschaft.de.
Der Forscher an der Universität Middlesex und Autor des am nächsten Freitag erscheinenden Buches „Armed Robbery“ (Bewaffneter Raubüberfall) hatte über 300 Insassen von britischen Gefängnissen zur BBC-Sendung Crimewatch, in der ungelöste Verbrechen nachgestellt werden, befragt. Die meisten Insassen würden sich Crimewatch anschauen, sagt Matthews. Viele der Verbrecher, die bewaffnete Raubüberfälle verübt hatten, gaben an, durch Crimewatch motiviert worden zu sein: „Es sah so einfach aus. Du zeigst die Waffe vor und schon geben sie dir das Geld“, meinte etwa ein Insasse. Matthews fand auch Fälle, wo Insassen Tricks aus Crimewatch-Sendungen ? etwa Überwachungskameras in Kaufhäusern mit Farbe zuzusprühen – gelernt hatten. Zudem zeige die Sendung, wie die Polizei bei den Ermittlungen vorgehe und welche Fehler der Verbrecher zu einer Überführung führen.
„Sendungen wie Crimewatch sind eben zweischneidig“, resümiert Matthews. Die Aussage der Produzenten, mit der Sendung ließen sich Verbrechen aufklären, sei nur die halbe Wahrheit.
ddp/bdw – Marcel Falk
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