Kinder, die mit einem so genannten Mikropenis auf die Welt kommen, sollten als Jungen und nicht als Mädchen aufwachsen. Das empfehlen Wissenschaftler des amerikanischen Johns-Hopkins-Instituts für Medizin in Baltimore im Fachmagazin „Hormone Research“ (Ausg. 56, S. 3).
Haben aus genetischer Sicht männliche Kinder aufgrund hormoneller Störungen nur einen winzigen Penis, entschließen sich die Eltern häufig zu einer Operation, bei der eine Vagina geformt wird, und lassen die Kinder dann als Mädchen aufwachsen. Die Eltern und Ärzte hoffen, ihnen mit einer solchen klaren Weichenstellung später die Suche nach ihrer sexuellen Identität zu erleichtern.
Die Studie der Wissenschaftler um Amy Wisniewski an knapp zwanzig Betroffenen hat hingegen gezeigt, dass Kinder mit verkleinerten Penissen später als Erwachsene zufriedener mit ihren Genitalien sind, wenn sie als Jungen aufwachsen. Sind sie jedoch als Mädchen groß geworden, identifizieren sie sich zwar ähnlich gut mit ihrer Geschlechterrolle als Frau. Doch seien die Schwierigkeiten aufgrund der Operationen und der Hormonbehandlungen schwieriger zu bewältigen, so Wisniewski.
Ulrich Dewald