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Architekten schätzen Geschmack des Normalbürgers falsch ein

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Architekten schätzen Geschmack des Normalbürgers falsch ein
Architekten sind nicht in der Lage einzuschätzen, ob die breite Masse ihre Bauwerke schätzt. Dies behaupten kanadische Psychologen. Viele Gebäude, die in Architekturkreisen hoch gelobt werden, lehne das Publikum ab, berichtet das Wissenschaftsmagazin „New Scientist“.

Robert Gifford und Graham Brown von der University of Victoria wollten feststellen, ob Architekten den Geschmack der Bevölkerung bewußt übergehen oder schlicht nicht in der Lage sind, ihn nachzuvollziehen. Sie legten 25 erfahrenen Architekten und 27 weiteren Personen Fotos von 42 zeitgenössischen Gebäuden in den USA, Kanada, Europa und Hong Kong vor. Die Architekten mussten vorhersagen, wie normale Bürger die Gebäude auf einer Skala von 1 (schrecklich) bis 10 (hervorragend) einschätzen würden. Acht Architekten gaben eine persönliche Beurteilung zu jedem Gebäude ab.

Innerhalb der eigenen Gruppe waren sich die Architekten in der Beurteilung der Gebäude zumeist einig. Bei der Einschätzung der Publikumsmeinung lagen sie aber weit vom Schuss: „Manche Architekten sind ganz gut bei der Beurteilung des Massengeschmacks, andere sind darin aber nicht nur schlecht, sondern zurückgeblieben“, urteilt Gifford. Architekten kämen von ihren eigenen Beurteilungskriterien nicht los, wenn sie das ästhetische Empfinden der Öffentlichkeit einschätzen sollten.

So erhielten die Stockley Park Bürogebäude bei London, moderne Industriebauten aus Glas und Stahl, von den Architekten die mittelmäßige Note 5,2. Gleichzeitig gingen sie aber davon aus, dass das Publikum an den Gebäuden Geschmack finden und die Note 6,3 vergeben würde. Tatsächlich lehnten Architekturlaien die Bürogebäude jedoch ab und vergaben nur eine 4,7.

„Architekten sollten während ihrer Ausbildung lernen, wie Laien über Gebäude denken“, sagt Gifford. Planer müssten nicht unbedingt den kleinsten gemeinsamen Nenner mit dem Publikum finden, aber wenigstens Gebäude entwerfen, die sowohl Architekten als auch die breite Masse ansprechen. Marco Goldschmied vom britischen Architekturbüro Richard Rogers Partnership hält die Studie für fehlerhaft: „Die Autoren gingen fälschlicherweise davon aus, dass sich Gebäude über Fotografien beurteilen lassen, anstatt durch direkten Augenschein vor Ort“. Interessanter sei es, den Wandel des öffentlichen Geschmacks über die Jahrhunderte hinweg zu beobachten: So sei beispielsweise der Eiffelturm bei seiner Erbauung im Gegensatz zu heute ausnahmslos abgelehnt worden.

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