Es werden immer mehr Ehen geschlossen, in denen der eine Partner katholisch und der andere Partner evangelisch ist. Die insgesamt steigenden Ehescheidungsraten gaben mehreren Kirchenoberen deshalb zu denken, so dass sie vor konfessionellen Mischehen warnten. Doch davon ließen sich die Heiratswilligen unterschiedlicher Konfession nicht abschrecken. Die Zahl der Mischehen wuchs weiter, so dass Mischehen heute ein Normalfall sind. Logemann hatte 371 Ehepartner aus evangelisch-katholischen Beziehungen in einem ausführlichen Fragebogen zu dem Thema Leben in der Mischehe befragt. Im Zentrum standen dabei die Fragen, wie die Ehepartner verschiedener Konfession sich bei der Taufe der Kinder entscheiden oder wie sich die Eltern bei der Gestaltung der religiösen Erziehung verhalten.
Die Ergebnisse der Befragung räumten gleich mit zwei Vorurteilen auf. So könnte man glauben, die gestiegene Zahl der konfessionsverschiedenen Ehen sei auch darauf zurückzuführen, dass die Konfession heute für Ehepartner eine sehr viel geringere Bedeutung habe und die kirchliche Bindung geringer geworden sei. Die Befragungsergebnisse zeigten genau das Gegenteil: Die Befragten äußerten sich positiv gegenüber ihrem eigenen Glauben und räumten der Religiosität insgesamt einen hohen Stellenwert ein. Außerdem könnte man vermuten, in konfessionsverschiedenen Ehen würden die Partner jeweils versuchen, ihre Vorstellungen vom rechten Glauben durchzusetzen. Tatsächlich aber zeigten die Befragten ein hohes Maß an Bereitschaft, bestimmte Festlegungen wie die Traukonfession eingehend – auch im Hinblick auf die Taufe späterer Kinder – miteinander zu besprechen. Die Ehepartner erleben den religiösen Gegensatz also bewusst und stellen sich der Auseinandersetzung. In einem Punkt allerdings wurde auch Logemann in seinen Erwartungen bestätigt: Die religiöse Erziehung der Kinder liegt fast immer in den Händen der Mutter, mithin wird sie vom Glauben der Mutter bestimmt.
Ob aber konfessionsverschiedene Ehen wirklich anfälliger für Konflikte sind, muss offen bleiben. Die Scheidungsstatistiken geben keinen Aufschluss darüber, ob die Verschiedenheit der Konfessionen die Ursache der Trennung gewesen ist.
Doris Marszk und idw