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Ethische Kompetenz: verbesserungsfähig

Gesellschaft|Psychologie Gesundheit|Medizin

Ethische Kompetenz: verbesserungsfähig
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Welchen Weg schlagen wir ein? (Foto: iStock/themacx)
Um informiert über die Chancen und Risiken der Forschung zu debattieren, will die kanadische Philosophin Françoise Baylis die Bevölkerung ethisch kompetenter machen. Dazu gehören ihrer Ansicht nach nicht etwa noch mehr Fakten über die wissenschaftlichen Methoden, sondern ehrliche Aussagen über die Ziele der Wissenschaftler und die Folgen für die Gesellschaft.

„Die Wissenschaft gehört uns allen“, sagt Françoise Baylis. Die Philosophin von der Dalhousie University in Kanada möchte mehr Menschen in die Lage versetzen, über die Wege der Forschung zu entscheiden – beispielsweise über die Chancen und Risiken des neuen Werkzeugs CRISPR der Gentechnik. Dazu genüge es nicht, die fachlichen Details zu kennen (wir stellen sie in der Oktober-Ausgabe von „bild der wissenschaft“ vor), sagt sie bei einem Gespräch auf der Falling Walls Conference in Berlin , auf der renommierte Forscher jedes Jahr am Tag des Mauerfalls über die Revolutionen in ihren Fächern berichten (einen zweiten Konferenzbericht, zum Thema Gedankenlesen, finden Sie hier). Françoise Baylis will Menschen ethisch kompetent machen ( und bloggt auch zu diesem Thema ). In Deutschland dürften ihr viele zustimmen: In einer Umfrage der Initiative „Wissenschaft im Dialog“ haben 44 Prozent gesagt, dass die Bürger über Prioritäten der Forschung entscheiden sollten. (Unter den Befragten mit Abitur waren es allerdings nur 30 Prozent; diese Personen sahen eher die Wissenschaft in der Verantwortung.)

Um Menschen ethisch kompetenter zu machen, sind Baylis viele Wege recht. Auch Science-fiction-Romane wie „Oryx und Crake“ von Margaret Atwood sind denkbar. In dieser Geschichte erzeugt ein Genetiker eine friedliebende Menschenrasse und versucht, alle anderen Menschen über eine tödliche Epidemie auszulöschen. Baylis wählt als Beispiel den Jungen, der im April als erstes Kind von drei Eltern auf die Welt kam – in Mexiko, wo das rechtlich möglich ist. Seine Eltern hatten schon zwei Kinder an das Leigh-Syndrom, eine tückische Erbkrankheit verloren. Diese Krankheit geht auf einen Defekt in der mitochondrialen DNA zurück, einem kleinen Teil des Erbguts, das außerhalb des Zellkerns vorliegt. US-amerikanische Ärzte tauschten den Kern einer gespendeten Eizelle gegen den Kern des Ehepaars mit Kinderwunsch aus, bevor sie ihn in die Gebärmutter verpflanzten.

Angst vor dem postfaktischen Diskurs?

„Man könnte den Leuten aber noch mehr erzählen“, klagt Baylis. In den USA könnte das Verfahren bloß einigen hundert Menschen im Jahr zu einem gesunden Kind verhelfen, sofern sie überhaupt ein Kind zeugen möchten. „Wir sollte das zu einer Priorität des Gesundheitssystems werden?“, fragt die Philosophin. Selbst wenn die Eltern die Behandlung selbst bezahlen, würden viele mit Steuergeld geförderten Mediziner daran arbeiten müssen. Das darf und sollte man Baylis zufolge mit anderen Optionen vergleichen. Für Kanada sieht sie zum Beispiel als bedeutendes Problem die Diabetes-Epidemie unter der indigenen Bevölkerung, die nicht zuletzt in Gang gesetzt wurde, als ihnen mit der Kolonialisierung ein anderer Lebensstil aufgedrängt wurde.

Aber ist eine informierte ethische Diskussion über verschiedene Optionen möglich? Wenige Stunden vor dem Gespräch ist die Wahl zum Präsidenten der USA entschieden worden, in der dumpfe Gefühle den Ausschlag gaben. Manche sprechen schon vom postfaktischen Zeitalter, in dem Fakten und Argumente kaum noch zählen. „Solche Debatten sind der Preis der Demokratie“, sagt Baylis. Ihr sei wichtiger, dass die Menschen überhaupt ihr Recht in Anspruch nehmen, über die Wissenschaft zu sprechen. Das werde sicher noch dauern.

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© wissenschaft.de – Alexander Mäder
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