Der Brief könnte harmlos sein, aber nichts ist harmlos in den Tagen nach dem Wahlsieg Donald Trumps. Die Gesellschaft der US-amerikanischen Physiker, die APS, hat Donald Trump zum Sieg gratuliert und ihn aufgefordert, die Förderung der Wissenschaft nicht zurückzufahren. Das hat die Mitglieder aufgewühlt und viele beschwerten sich über die angebliche Anbiederung. Kurz darauf zog die APS die Pressemitteilung zurück, weil sie intern nicht mit allen abgestimmt worden sei. Das Online-Portal „Retraction Watch“ berichtet ausführlich über diesen Fall; es widmet sich ansonsten wissenschaftlichen Studien, die aus fachlichen Mängeln zurückgezogen (retracted) werden.
Der Fall zeigt, wie unversöhnt sich in den USA die beiden politischen Lager gegenüberstehen. Und er deutet an, wie schwer es die Wissenschaftler haben werden, sich mit dem neuen Präsidenten und seiner Regierung zu arrangieren. Die Kandidaten für hohe Ämter – allen voran der Klimaskeptiker Myron Ebell für die Umweltbehörde EPA – lassen aus Sicht der Wissenschaft nichts Gutes erwarten. Barack Obama hatte in seiner ersten Amtszeit noch den Physik-Nobelpreisträger Steven Chu als Energieminister berufen. Aber in der britischen Zeitung „Guardian“ warnen zwei US-amerikanische Sozialwissenschaftler ihre Kollegen davor, Trump zu boykottieren. Es bleibe wichtig, den Posten des wissenschaftlichen Beraters des Präsidenten kompetent zu besetzen. Aber der Kandidat wird sicher für seine Bereitschaft mitzumachen einige Kritik aus der Wissenschaft einstecken.
P.S.: Die „Washington Post“ lässt Donald Trump und seinen Vize Mike Pence selbst zu Wort kommen und zitiert aus TV-Duellen und Twitter-Nachrichten, was die beiden Politiker zu wissenschaftlichen Themen sagen.