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Sitzenbleiber mischen die Klasse auf

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Sitzenbleiber mischen die Klasse auf
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Sitzenbleiber stecken die Klasse an (thinkstock)
Kinder, die älter sind als ihre Klassenkameraden, geraten häufiger in Schwierigkeiten – insbesondere, wenn sie eine Ehrenrunde drehen müssen. Doch nicht nur die Älteren haben Probleme mit der Disziplin. Je mehr Sitzenbleiber in einer Klasse sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch ihre jüngeren Klassenkameraden sich daneben benehmen. Besonders pubertierende Mädchen sind empfänglich für schlechten Einfluss.

Ob es sich positiv auf die schulischen Leistungen eines Kindes auswirkt, wenn es spät eingeschult wird oder eine Klasse wiederholt, ist umstritten. Klar ist hingegen: Auf sein Verhalten wirkt es sich in der Regel negativ aus. „Forschung zu Alter und Kriminalität legt nahe, dass ältere Schüler mehr Möglichkeiten haben, in Schwierigkeiten zu geraten, und von ihrem Entwicklungsstand her geneigter sind, es auch zu tun”, schreiben Clara Muschkin von der Duke University und ihre Kollegen in einer aktuellen Studie in der Fachzeitschrift „Teachers College Record”. Bei Sitzenbleibern wird diese Tendenz durch die schulischen Probleme noch verstärkt.

Muschkin und ihre Kollegen interessieren sich jedoch nicht in erster Linie für die Sitzenbleiber selbst. Sie wollten wissen, wie sich der Anteil älterer Kinder in einer Klasse auf das Verhalten der Mitschüler auswirkt. Dafür suchten sie sich eine Gruppe aus, die besonders empfänglich für den Einfluss ihrer Altersgenossen ist: die Siebtklässler. Sie sind in der Regel zwischen zwölf und dreizehn Jahre alt und stehen damit gerade am Anfang der Pubertät. Das Forscherteam analysierte Daten von mehr als 79.000 Schülern an 334 öffentlichen Schulen im US-Bundesstaat North Carolina. Sie enthielten nicht nur Informationen zu Alter, Fehlverhalten und Suspendierungen, sondern auch zu Geschlecht, Ethnie, Studienleistungen, Bildungsgrad der Eltern, sozioökonomischem Status und Schulwechseln. Auch Schul- und Klassengröße wurden erhoben.

Mädchen sind empfänglicher für schlechten Einfluss

Insgesamt benahmen sich 19 Prozent der Schüler daneben, wie die Forscher berichten. Sie verletzten die Schulregeln, schwänzten, tranken Alkohol, klauten, prügelten sich oder brachten Waffen mit zum Unterricht. Knapp 13 Prozent wurden während des Schuljahres mindestens einmal suspendiert – Jungs häufiger als Mädels, Afroamerikaner häufiger als Weiße, schlechte Schüler häufiger als gute. In der Analyse der Forscher zeigte sich: Je größer der Anteil der spät Eingeschulten und Sitzenbleiber in einer Klasse war, desto häufiger gerieten auch jüngere Mitschüler in Schwierigkeiten – selbst, wenn alle weiteren Einflussfaktoren beachtet wurden. Waren zwanzig Prozent der Schüler älter als ihre Klassenkameraden, stieg deren Risiko, die Regeln zu verletzen oder suspendiert zu werden, um 200 Prozent. Besonders anfällig für schlechten Einfluss waren jene, die ebenfalls älter waren; doch auch bei den sonst so wohlerzogenen Mädchen nahmen Probleme mit der Disziplin deutlich zu.

„Dieses Ergebnis hat uns überrascht”, sagt Muschkin. „Diese beiden Gruppen scheinen vom Einfluss älterer Mitschüler etwas stärker betroffen zu sein als andere.” Insgesamt wirbt sie dafür, sich stärker um die Sitzenbleiber zu kümmern – zum Wohle aller. „Unterstützung für ältere Schüler und solche, die eine Klasse wiederholen, ist eine Investition in die Leistungen und die Atmosphäre an der gesamten Schule”, sagt sie.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nora Schlüter
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