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Wie die US-Amerikaner ihre Präsidenten vergessen

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Wie die US-Amerikaner ihre Präsidenten vergessen
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Standbild von George Washington auf dem Campus der Washington University in St. Louis. Credit: K. Andrew DeSoto]
Mächtig, prominent und extrem wichtig: Der jeweilige US-Präsidenten ist allseits bekannt – doch auch langfristig möchten die Staatsführer natürlich gerne im kollektiven Gedächtnis ihrer Bürger verankert bleiben. Wie eine Studie zweier US-Forscher nun zeigt, gelingt das allerdings nur wenigen. Sie haben detailliert untersucht, wie sich die US-Amerikaner an ihre Präsidenten erinnern. Fazit: Wer sich nicht durch besondere Faktoren eingeprägt hat, versinkt nach einem typischen Muster in Vergessenheit.

Die Studie von Henry Roediger und Andrew DeSoto von der Washington University in St. Louis basiert auf der Auswertung von Erinnerungstests von 415 Studenten sowie 577 US-Bürgern im Alter von 18 bis 69 Jahren. Die Befragungen waren in den Jahren 1974, 1991, 2009 und 2014 durchgeführt worden. Die Teilnehmer hatten dabei eine Präsidenten-Liste mit Leerstellen bestmöglich vervollständigt. Wenn sie sich an den Namen eines Präsidenten, nicht aber an dessen Stellungen der Reihenfolge erinnerten, sollten sie die Position einfach raten oder den jeweiligen Namen an der Seite notieren.

Bei den Auswertungen der Ergebnisse zeichnete sich den Forschern zufolge ein charakteristisches Muster ab: Die Befragten konnten sich durchschnittlich recht gut an die letzten paar Präsidenten erinnern, doch dann bröckelt es schnell. Nur etwa 20 Prozent waren in der Lage, bis auf die letzten acht vergangenen Präsidenten zu kommen. Ein Beispiel: 1974 konnten sich so gut wie alle Teilnehmer an Lyndon B. Johnson erinnern, der von 1963 bis 1969 regiert hatte. Beim Test 1991 fiel dieser Präsident hingegen nur noch 53 Prozent ein und 2009 waren es dann schließlich nur noch 20 Prozent. Die meisten Präsidenten sind 50 bis 100 Jahre nach ihrer Amtszeit aus dem aktiven Gedächtnis der Normalbürger verschwunden, sagen die Forscher.

Schillernde Ausnahmen

Bei der Regel gibt es natürlich ausnahmen, betonen sie. Dies gilt für die besonders auffälligen Bewohner des Weißen Hauses und für die ersten Präsidenten der USA. Mit der Nummer 1 – George Washington – tun sich die Amerikaner leicht und auch die folgenden vier frühen Präsidenten bekommen viele auf die Reihe. Doch dann ebbt es auch mit dem Wissen von hinten schnell ab. Unter den Präsidenten des Mittelfelds der amerikanischen Geschichte stechen vor allem Abraham Lincoln und seine beiden Nachfolger Andrew Johnson und Ulysses S. Grant heraus. Durch ihre Rolle im Sezessionskrieg und seinen Nachwehen haben sie sich den Amerikanern besonders ins Gedächtnis gebrannt, sagen die Forscher.

Aus der jüngeren Geschichte fanden sich auf den Test-Listen der Studienteilnehmer vergleichsweise häufig die besonders markanten Persönlichkeiten wieder, wie beispielsweise John F. Kennedy oder Franklin D. Roosevelt. Diese Nennungen erscheinen plausibel: Roosevelt lenkte den Staat durch die Wirren des zweiten Weltkrieges und Kennedy avancierte durch sein Charisma, sein tragisches Ende und seine prominente Familie zu einer Ikone der Medien.

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Auch Obama wird sich wohl eingravieren

Der derzeitige 44. Präsident der USA, Barack Obama, hat den Forschern zufolge ebenfalls gute Chancen, lange im Gedächtnis der US-Bürger verankert zu bleiben. Denn als erster Afroamerikaner im Weißen Haus setzte er einen Paukenschlag. Ähnliches wäre der Fall, wenn 2016 Hillary Clinton als erste Frau das Amt des Präsidenten einnehmen würde. Trotz der pikanten Lewinsky-Affäre würde sich ihr Gatte Bill wohl nicht so lange wie sie im Gedächtnis der US-Bürger halten können, prognostizieren die Forscher.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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