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„Also wenn das kein Dopamin freisetzt…“

Gesellschaft|Psychologie

„Also wenn das kein Dopamin freisetzt…“
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Sieben Fragen an Franca Lesemann (25), Master in Kognistions- und Neurowissenschaften

 

  1. Wie kam dir die Idee, selbst bei einem Science Slam mitzumachen?

Die Idee, Wissenschaft anschaulich zu erklären, stand bei mir eigentlich schon vor dem Anfang des Studiums fest. Ich bin schließlich selbst über die Populärwissenschaften (Sachs, Ramachandran etc.) zu den Neurowissenschaften gekommen. Da fand ich es nur fair jetzt auch andere zu begeistern. Nachdem ich das erste Mal „Der Mann der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ gelesen habe, wusste ich gleich, dass ich genau so etwas machen möchte. Alles über dieses Thema lernen und es anderen erzählen (ich erzähle allgemein gerne). Als ich dann zum ersten Mal von einem Science Slam hörte, war eigentlich alles klar.

  1. Welchen Aspekt deines Vortrags findest du am schwierigsten in einfachen Worten zu erklären?

Mein Thema ist recht psychologisch, leicht zugänglich und auf das eigene Leben anwendbar. Deswegen muss ich mich vor allem anstrengen, die Zusammenhänge nicht zu klar und  einfach darzustellen. Am Anfang erwähne ich die „schönen bunten fMRI Bilder“ ja auch schon mit Augenzwinkern, denn natürlich kann man nicht alles einfach davon ablesen, sondern es gibt einen großen Interpretationsspielraum und wir verstehen viele Mechanismen noch gar nicht genug um sie zu deuten. In einem Slam lässt sich das aber so nicht immer im Detail unterbringen. Man könnte also sagen, dass Schwierigste ist es, zu erklären, dass Hirnforschung gar nicht so einfach ist.

  1. Wie oft hast du deinen Slam-Vortrag schon gehalten…

9 mal

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  1. …und wie viel hast du seit der Premiere daran verändert?

Unglaublich viel. Es sind nur noch wenige Folien übrig (vor allem die selbst gezeichneten. Ich habe beim Slammen viel gelernt über Timing, Überraschungseffekte, gute Metaphern und Präzision. Seit dem 3. Vortrag (den Ostdeutschen Meisterschaften) habe ich dann aber wenig verändert. Da hatte ich das Gefühl, dass nun alles sitzt. Änderungen die ich jetzt mache sind sollen vor allem aktuelle Ereignisse einbeziehen z.B. bei politischen Anspielungen ist mir das wichtig.

  1. Von allen Vorträgen anderer Slammer, die du bisher gesehen hast: Worum ging es in deinem Lieblings-Slam?

Mein Kollege Simon McGowan slamt über biodegenerierbares Plastik. Er führt sein eigenes Produkt auf der Bühne vor, mit Hammer, Nagel und ziemlich vielen Schreben. Das finde ich klasse. Außerdem merkt man, dass ihm der Fortschritt seines Projekts wirklich wichtig ist und, dass er selbst hinter den Produkten steht.

  1. Was ist das Beste an einem Science Slam…
    1. …für das Publikum?

Bevor ich selbst Slammerin wurde, bin ich zu Slams gegangen, weil ich im Vorhinein wusste, dass ich einen guten Abend haben würde. Ich finde Humor einfach immer am Besten, wenn sich darin irgendwo eine leidenschaftliche und ernsthafte Grundlage versteckt. Das kann politische Satire sein, eine persönliche Geschichte (wie z.B. bei „Ziemlich beste Freunde“, oder „Oben“), oder eben ein wissenschaftliches Thema.  Nur so erreicht einen die Komik wirklich. Und die Themen selber lassen sich mit Komik, Bildsprache und gut sitzenden Vergleichen auch am Besten vermitteln. Nach dem Slam hat man dann das doppelt gute Gefühl, in etwas neues eingetaucht zu sein und richtig viel gelacht zu haben. Also wenn das kein Dopamin freisetzt… 

  1. …für dich?

Jede Menge. Ich habe sehr viele spannende Leute kennen gelernt, bei den Veranstaltern und bei den Slammern. Ich lerne die Arbeit von allen möglichen Wissenschaftlern kennen und sehe meine eigene Arbeit dabei auch nochmal ganz anders. Es ist ein tolles Gefühl, dass man auf einer Bühne stehen kann, erzählen was man macht, was einen daran fasziniert und wo man dabei gerade feststeckt und dann sieht, dass die Leute mitgehen, dass sie sich auch davon begeistern lassen. Da erinnert man sich nochmal, warum man sich selbst erst in dieses Thema verliebt hat. Natürlich lernt man auch jede Menge über Vortragskunst, Lampenfieber und Interaktion mit dem Publikum. Man sieht viele deutsche Städte (plus Bahnhöfe) und Kneipen. Außerdem eröffnen sich einige tolle Chancen und Erfahrungen. Ich durfte dieses Jahr für Nano auf der Leipziger Buchmesse Slammen, für den WDR einen Slam auf Radio aufnehmen und auf einem Ärztekongress vortragen. Nichts davon habe ich je gemacht und bei jeder Erfahrung habe ich eine Menge mitgenommen. Trotzdem ist das tollste die Atmosphäre: Vorher mit den anderen Slammern auf ein Bier zusammen sitzen, dann die Nervosität vor dem Auftritt (wird nicht weniger, nein) und schließlich das Gefühl, wenn man da steht und es klappt. Der Text fließt, das Publikum freut sich, man selber auch, das Thema ist auf einmal wieder das spannendste der Welt, und das alles wegen der Daten aus dieser Analyse, die man vor einem Monat noch verflucht hat. 

  1. In welcher Lebenssituation abseits der Bühne hat es dir bisher geholfen, ein Science Slammer zu sein?

Slammen ist der perfekte Ausgleich zur Wissenschaft. Die ist sehr langwierig. Es dauert Monate und oft auch Jahre, bis Ergebnisse veröffentlicht sind. Beim Slammen konzentriert man sich auf den Moment und viele spannende Dinge passieren ganz plötzlich und unerwartet. So macht die Arbeit mehr Spaß. Ich kann bei der Literaturrecherche schon überlegen ob etwas relevant für einen Slam sein könnte und während ich eine Studie durchführe, weiß ich, dass auch merkwürdige Ergebnisse eine gute Geschichte hergeben können. Das sorgt für eine ziemliche Grundgelassenheit.

  1. Was war der Grund, als du dich das letzte Mal so richtig kaputtgelacht hast?

Wer braucht einen Grund? Bei uns in der Kantine (oder auf der Dachterasse, oder nach Feierabend im Park) rsorgen die übliche Dosis Koffeeinüberschuss und Schlafmangel für ein ziemliches Dauerkichern. Meistens Spaß unter der Überschrift „Man muss wohl dabei gewesen sein“, aber ich bin ziemlich dankbar für die Freunde und Kollegen und unsere Arbeitsatmosphäre. Außerdem hat meine Mitbewohnerin heute morgen aus Versehen einen Milchreis in Brand gesetzt. Das war auch ziemlich witzig.

© wissenschaft.de
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